Wasserbüffel erobern Landebahn

Die Rinder mit den halbmondförmigen Hörnern liegen gern in Pfützen und fressen auch Schilf

Die Rinder mit den halbmondförmigen Hörnern liegen gern in Pfützen und fressen auch Schilf

Wasserrinder übernehmen Büdinger US-Helikopterplatz

Wo 2005 noch Kiowa-Kampfhubschrauber dröhnten, wird bald die Gelbbauchunke quaken und der Weißstorch mit dem Schnabel klappern. Die 600 Meter lange und 23 Meter breite Landebahn, die Hangars und Werkstätten des Armstrong Airfield neben der Bundesstraße von Büches nach Büdingen sind Geschichte. Der Bund hat den Asphalt und Sondermüll entsorgt, die noch brauchbare Beleuchtungsanlage und Werkstatt der Amerikaner nach Polen verkauft. Die stählernen Spundwände am Seemenbach ließ die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) ziehen und verschrotten. Die Wasserpumpen wurden erstmals seit 1958 abgestellt und das Ufer abgeflacht. Jetzt stehen Tümpel auf dem einstigen Hangargelände; auf dem Ex-Parkplatz wächst bereits Schilf. „Wir hoffen auf Eidechsen, Bekassine, Braunkehlchen, Eisvögel, breitblättriges Knabenkraut und Fuchssegge“, schwärmte Landrat Joachim Arnold am Mittwoch beim Ortstermin im neuen Feuchtbiotop. Auch Biber seien schon gesichtet worden, so der Bima-Projektleiter Dominique Meyer. Ein kleiner Sandstrand am Hangar-Tümpel werde vielleicht zum Wohnzimmer von Sumpfschildkröten.

Wasserbüffel erobern Landebahn

Fünf Wasserbüffel werden ab nächstem Frühjahr dafür sorgen, dass die bald 20 Hektar große Fläche am Seemenbach licht und artenreich bleibt. Die bis zu 700 Kilo schweren Rinder mit halbmondförmig zurückgebogenen Hörnern fressen übermäßig wucherndes Röhricht und Wassergräser. Ihre Trittspuren werden zu Mini-Biotopen für Insekten und Lurche. Ein Elektrozaun wird laut Züchter Siegfried Leimberger dafür sorgen, dass sich die Büffel und Menschen nicht in die Quere kommen. Daheim in Ortenberg-Gelnhaar besitzt der Bio-Rinderzüchter die größte Wasserbüffelherde Hessens mit rund 80 Tieren.
Mehrere Millionen Euro kostet laut Dominique Meyer die Umwandlung des Militärstützpunktes in ein hochwertiges Biotop. Dieses Geld kann die Bima wieder hereinholen, indem sie Ökopunkte verkauft: Wer große Hallen oder Wege baut, muss für die Versiegelung der Fläche zahlen.

Der erste Bürgerwindpark in der Wetterau

Acht Windräder bei der Münzenburg

Von Anton J. Seib

860 Jahre beherrschte die mächtige Burg Münzenberg das Landschaftsbild in der nördlichen Wetterau. Das könnte sich jetzt ändern. In Sichtweite der Staufferburg zwischen Münzenberg und Rockenberg plant das Bad Nauheimer Unternehmen Alphasol einen Bürgerwindpark mit acht je 200 Metern hohen Windrädern – vier auf Münzenberger Seite, vier jenseits der Gemarkungsgrenze auf Rockenberger Gelände. Rund 37 Millionen Euro soll das Vorhaben kosten, finanziert von Großinvestoren aus der Region und Bürgerdarlehen. Es wäre der erste Bürgerwindpark in der Wetterau. Wird das bereits jetzt umstrittene Projekt gebaut, könnten die acht Generatoren Energie für rund 14 000 Haushalte liefern.

IMG_5208

 Zwischen der Münzenburg und Rockenberg sollen die Windräder entstehen

Die Idee von Alphasol: Neben Großinvestoren aus der Gegend, die bis zu sechsstellige Summen einschießen, soll ein Teil der Investitionssumme durch Bürgeranleihen gestemmt werden. Dafür will das Unternehmen die Mittelhessische Energiegenossenschaft (MiEG) mit ins Boot nehmen. „Über die MiEG können sich Bürger auch mit kleinem Geld beteiligen“, sagt Falk. Noch befindet sich das Vorhaben in der ersten Planungsphase. Zwar hat Alphasol sich bereits Gelände auf Münzenberger Gebiet gesichert – das andere Areal ist im Besitz der Gemeinde Rockenberg – doch „belastbare Zahlen können wir noch nicht vorlegen“, räumt Alphasol-Projektleiter Johannes Falk ein.

Es wäre der erste Bürgerwindpark in der Wetterau

Unter anderem steht noch ein Windgutachten aus, mit dem sich Alphasol Erkenntnisse erhofft, ob auf diesem Gelände ein Windpark überhaupt wirtschaftlich betrieben werden kann. Und dann ist da noch die Unsicherheit, wie es mit der Energiewende weitergeht, ob möglicherweise die derzeit hohe Einspeisevergütung für Strom aus erneuerbaren Energien drastisch gekürzt oder gar gekippt wird. Falk zeigt sich optimistisch, dass es zumindest für die Windkraft nicht so schlimm kommen wird. „Sie lässt sich besser ins Netz integrieren als Energie aus anderen Quellen“, so Falk. Derzeit geht Falk von einer Rendite „um die vier Prozent“ aus, vorbehaltlich geänderter politischer Vorgaben und der Entwicklung des derzeit niedrigen Zinsniveaus.

Lange galt der Standort im Gemarkungsteil Hammelshausen südöstlich der Burg und unweit des nicht minder markanten Tellerbergs als nicht geeignet für Windkraftanlagen. Doch die technische Entwicklung und die Sorge der Flugsicherung, Windräder im Umkreis von 15 Kilometern um den Frankfurter Airport könnten beim Navigieren stören, haben jetzt bei Investoren auch Standorte interessant gemacht, die seither eigentlich durchs Raster fielen – also auch die Äcker bei Hammelshausen. Andere verloren wegen dieser Sicherheitsbedenken ihre Attraktivität.

Und die technische Weiterentwicklung hat inzwischen Anlagen hervorgebracht, die selbst bei mäßigem Wind noch profitabel zu betreiben sind. Diese so genannten Schwachwindanlagen haben eine sehr hoch sitzende Rotorennabe, das ermöglicht eine bessere Windausbeute. Der Nachteil: Die Windräder sind sehr hoch und deshalb weithin sichtbar. Von der Burg Münzenberg aus wären die Rotoren gut sichtbar.

Protest gegen das Projekt

Deshalb regt sich in der Burgenstadt bereits heftige Kritik. Der Freundeskreis Burg Münzenberg, dem inzwischen rund 700 Mitglieder angehören, läuft Sturm gegen das Vorhaben. Bei der Burg handele es sich um ein nationales Kulturerbe, dass durch „neue Elemente im Landschaftsbild“ nicht tangiert werden dürfe, so Freundeskreis-Vorsitzender Uwe Müller. Der Verein lehne deshalb die aktuellen Planungen ab. Und auch Naturschützer laufen Sturm. „Eine Fledermaus stirbt nicht durch die Rotoren, sondern durch den Druck in Bar – ihr platzen ganz einfach die Lungen“, so das düstere Szenario, das Sabine Tinz, Vorsitzende der Münzenberger Naturschutzgruppe in einer Bürgerversammlung malte.

Anders ist die Lage in der Nachbargemeinde. „Ich sehe quer durch die Fraktionen eine positive Stimmung“, gibt Rockenbergs Bürgermeister Manfred Wetz seine „subjektive Einschätzung“ wieder. Da mag auch die Aussicht auf Gewerbesteuer eine Rolle spielen. Denn nicht Alphasol baut den Windpark, sondern eine noch zu gründende Gesellschaft, die ihren Sitz in einer der beiden Gemeinden haben soll. Und auch Einnahmen aus der Verpachtung der gemeindeeigenen Areale lassen sich erzielen. „Wenn schon Windräder in Rockenberg, dann auf gemeindeeigener Fläche“, so der pragmatische Ansatz des Rathauschefs.

In der plötzlich interessant gewordenen Wetterau tummeln sich derzeit viele potenzielle Bauherren für Windkraftanlagen. Im Wölfersheimer Stadtteil Wohnbach, ebenfalls nicht weit von der Burg Münzenberg entfernt und nahe der A 45, plant eine Bremer Projektgesellschaft einen Windpark. Im Butzbacher Stadtteil Münster sollen Windkraftanlagen Energie liefern, Bürger laufen Sturm dagegen. Der oberhessische Energieversorger Ovag und die Mittelhessische Energiegenossenschaft (MiEG) will ein Projekt am Winterstein vorantreiben, das durch die Anliegerkommunen Ober-Mörlen, Wehrheim und Friedberg auf Eis gelegt wurde.

Und laut MiEG-Vorstandsmitglied Diethardt Stamm gibt es im Ostkreis Interessenten für den Bau von Windrädern in Altenstadt, Büdingen, Nidda und Glauberg. „Manchmal wissen Kommunen überhaupt nicht, dass Flächen gesucht werden“, so Stamm. Investoren akquirierten Flächen, meldeten ihre Projekte auf Landesebene an und könnten bauen. Denn für solche Vorhaben gilt Paragraf 35 des Baugesetzbuches, Stichwort „privilegiertes Bauen im Außenbereich“.

Zurzeit liefern im Wetteraukreis sieben Windparks mit 24 Windrädern in Nidda, Ober-Wöllstadt, Hirzenhain, Kloppenheim, Nieder-Seemen, Stammheim und Wenings Energie.

Frühere Beschäftigte der FR kämpfen um ihr Geld

Prozessauftakt gegen DuMont Schauberg

Frühere Beschäftigte der FR kämpfen um ihr Geld. Vor dem Arbeitsgericht Frankfurt werden am Donnerstag, 7. November 2013, mehrere Klagen von früheren Redakteuren und Angestellten der Frankfurter Rundschau gegen die Kölner Mediengruppe M. DuMont Schauberg (MDS) über die Zahlung von Abfindungen verhandelt, teilt die Gewerkschaft Verdi mit. Die Mediengruppe ist Mehrheitsgesellschafterin des inzwischen insolventen Druck- und Verlagshauses Frankfurt, das bis Februar 2013 die FR herausgeben hat.

Die Klägerinnen und Kläger verlangen laut Verdi die Auszahlung der Abfindungen, die ihnen zum Teil bereits 2011 vom Druck- und Verlagshaus Frankfurt am Main als Gegenleistung für den Verlust ihres Arbeitsplatzes vertraglich zugesichert worden seien. Die Arbeitsplätze waren im Zuge der Bemühungen um eine Sanierung der FR weggefallen. Den Klägern sei zugesichert worden, die Abfindungen seien auch bei einer Insolvenz sicher. Dafür stehe MDS gerade. Als Auszahlungszeitpunkt sei der Januar 2013 vereinbart gewesen.

Seit der im November 2012 beantragten Insolvenz des Druck- und Verlagshauses Frankfurt weigere sich die Mediengruppe M. DuMont Schauberg, das zum Teil nach wie vor auf einem MDS-Konto in Köln liegende Abfindungsgeld auszuzahlen. Verdi erwartet vom Arbeitsgericht die Klarstellung, dass die Mediengruppe die Abfindungszahlungen nicht länger zurückhalten darf. Die meisten der Betroffenen sind laut Verdi arbeitslos. Mit den Abfindungen hätten sie sich eine neue Existenz aufbauen oder die Zeit bis zur Rente überbrücken wollen.

Die Verhandlung vor der 3. Kammer des Arbeitsgerichts Frankfurt beginnt am Donnerstag, 7. November, um 11 Uhr im Raum 302.

Behindertenhilfe Wetterau auf Sparkurs

Hotel schließt und Dorfläden bedroht

Von Bruno Rieb

Die Behindertenhilfe Wetterau ist auf Sparkurs. Sie steckt tief in den roten Zahlen. Rund 1,1 Millionen Euro müssen eingespart werden. Das soll durch die Schließung des integrativen Hotel Haus am Landgrafenteich in Bad Salzhausen und Umwandlung in ein Flüchtlingsheim geschehen und durch die Aufgabe der Dorfläden. Die Arbeitsplätze von 29 Beschäftigten der Behindertenhilfe sind dadurch bedroht.

Die Dorfläden im Limeshainer Ortsteil Himbach und in Wölfersheim sowie der Gutkauf in Büdingen sollen geschlossen werden.  Derzeit laufen Verhandlungen, wie die Läden gerettet werden können, sagt BHW-Geschäftsführer Reinhold Medebach.

bhw

Der Internetauftritt der Behindertenhilfe Wetterau

Betroffen von der Schließung dieser Läden sind laut Medebach 16 Mitarbeiter der Behindertenhilfe sowie zwölf Behinderte, die in den Läden arbeiten. Betroffen wären aber auch die Bewohner der Orte, denn die Läden sind dort oft ihre einzige Einkaufsmöglichkeit. „Das Geschäft ist von zentraler Bedeutung und ein Platz, den alle kennen“, freute sich Büdingens Kernstadt-Ortsvorsteher Dieter Jentzsch, als die Behindertenhilfe im März vergangenen Jahres den Laden übernahm. „Es ist eine Erfolgsgeschichte und das Geld ist gut angelegt“, sagte Limeshains Bürgermeister Adolf Ludwig (SPD) Mitte vergangenen Jahres zum Dorfladen in Himbach. Der Erfolg dieses Ladens ließ die Gemeinde zusammen mit der BHW gleich einen zweiten in Hainchen planen. Das Gebäude ist laut Ludwig fertig. Sein weiteres Schicksal ist ungewiss.

Behindertenhilfe Wetterau auf Sparkurs

Die Läden bescheren der Behindertenhilfe laut Medebach einen jährlichen Verlust von 500000 Euro. Deshalb habe der BHW-Aufsichtsrat beschlossen, die Läden bis Ende des Jahres zu schließen. Medebach ist aber zuversichtlich, in den nächsten Wochen eine Lösung zu finden, die den Weiterbetrieb der Läden ermöglicht. Verhandelt werde mit den Gemeinden, privaten Investoren und auch dem Diakonischen Werk, das bereits einen Dorfladen im Niddaer Ortsteil Wallernhausen betreibt.

Die Behindertenhilfe muss rund 1,1 Millionen Euro einsparen. Rund 400 Mitarbeiter betreuen rund 400 körperlich und geistig Behinderte. Im Sommer war der Versuch gescheitert, die 1,1 Millionen Euro durch  Gehaltsverzicht der Mitarbeiter auszugleichen. Nun habe der Betriebsrat Entlassungen verbunden mit einem Sozialplan zugestimmt, sagt Medebach.

Betroffen von den Stellenstreichungen sind auch die 13 Beschäftigten des Hauses am Landgrafenteich in Bad Salzhausen, ein integratives Hotel, das von der Behindertenhilfe betrieben wird. Das Hotel wird nun zum Flüchtlingswohnheim. 16 Asylsuchende aus dem ehemaligen Jugoslawien wohnen bereits in dem Haus, bis zu 60 können es laut Wetteraukreis werden. Das Wohnheim für Behinderte im Haus am Landgrafenteich bleibt laut Medebach erhalten. 36 Leute wohnen dort.

Der Vertrag mit dem Wetteraukreis über die Unterbringung der Flüchtlinge verringert laut Medebach das Defizit der Behindertenhilfe und könnte dazu führen, dass ein Teil der Arbeitsplätze erhalten werden kann.

Bei der Stadt Nidda stößt die Umwandlung des Hotels in ein Flüchtlingshaim auf Kritik.

Die Stadt sei erst informiert worden, nachdem der Kreis den Vertrag mit der Behindertenhilfe abgeschlossen hatte, beklagt Niddas Pressesprecher Uwe Bonarius. Bürgermeister Hans-Peter Seum (parteilos) fühle sich „vor den Kopf gestoßen“. Diese Nutzung des Hotels sei „nicht die Ideallösung für die Entwicklung Bad Salzhausen“. Dennoch wolle die Stadt ihren Verpflichtungen nachkommen, Asylsuchende zu integrieren, betont der Pressesprecher. Man werde nichts gegen deren Unterbringung dort unternehmen.

Bad Salzhausens Ortsvorsteher Thomas Bienko (parteilos) vermutet aber, es könne sich um eine Nutzungsänderung des Hotels handeln, die genehmigt werden müsse. Bad Salzhausen habe nur 600 Einwohner, da sei die zu erwartende Zahl der Asylsuchenden „ein bisschen heftig“.

Die Schließung der Dorfläden und des Hotelbetriebs in Bad Salzhausen sind laut Medebach die beiden Maßnahmen, durch die das Defizit der Behindertenhilfe ausgeglichen werden soll. Weitere seien nicht geplant.

Neue Häuser für die Feuerwehren

Geld fließt vor allem für Modernisierung der alten Gerätehäuser

Von Klaus Nissen

WETTERAUKREIS. Rund eine halbe Million Euro überweist das Land Hessen demnächst in die Wetterau, um die Feuerwehren zu modernisieren. Die Zuschüsse sind für Feuerwehrautos in Büdingen, Nieder-Mockstadt, Rosbach und Weckesheim bestimmt. Ein neues Feuerwehrhaus wird 2014 allerdings nur in Rodheim bei Rosbach gefördert, teilte Landrat Joachim Arnold mit. Kein Geld vom Land für neue Häuser für die Feuerwehren gebe es vorläufig  inUnter-Schmitten, Dauernheim und Heuchelheim. C. Auch der Kreis hält sich aus der Finanzierung heraus.

Die betroffenen Brandschützer wirken trotzdem nicht traurig, weil ihre Förderungsanträge abgelehnt wurden. Sie äußerten im Gespräch mit dem Landboten die Hoffnung, dass ihre Gerätehäuser vielleicht schon 2014 erneuert werden. Auf Kosten der Gemeinden.

Beispiel Unter-Schmitten: „Unser Neubau wird vom Land nicht gefördert, aber trotzdem gebaut.“ Der Feuerwehrvorsitzende Martin Franz setzt darauf, dass die Stadt Nidda ihr Versprechen hält, den knapp 900 Stadtteil-Bewohnern das neue Gerätehaus notfalls auf städtische Kosten an der Brückenstraße hochzuziehen. Das Grundstück gegenüber dem jetzigen Bau habe sie schon gekauft. Der Neubau tue not, denn das alte Haus sei in „extrem desolatem Zustand. Im Moment haben wir nur einen acht Quadratmeter kleinen Umkleideraum für 35 Feuerwehrleute“, klagt Franz, der auch stellvertretender Wehrführer ist. Der Neubau solle zwei Umkleideräume bekommen, damit sich die Frauen nicht vor den Augen der Männer die Einsatzkleidung anziehen müssten. Die Hälfte der Truppe in Unter-Schmitten sei nämlich weiblich.

Um die Baukosten für die Stadt möglichst klein zu halten, will die Wehr selbst anpacken, Fliesen verlegen, die Heizung und Elektrokabel installieren. „Es wird ein einfacher Industriebau“, verspricht Franz, kleiner als die Feuerwehrhäuser in Ulfa und Eichelsdorf. Aber groß genug, um die gut 40-köpfige Jugendabteilung zu betreuen. „Wir sind eine der größten Jugendfeuerwehren im Kreis“, sagt der Vorsitzende stolz.

Die Hoffnung stirbt zuletzt

Auch in Dauernheim hält es der Feuerwehr-Sprecher Volker Meub für möglich, dass trotz der Absage vom Land noch 2014 ein neues Gerätehaus entsteht. „Die Hoffnung stirbt zuletzt“, sagt er. Der Altbau in der ehemaligen Schule an der Kirchbergstraße sei viel zu eng. Eine Erweiterung sei „wegen des Denkmalschutzes nicht zu machen“. Der Neubau soll auf dem Parkplatz neben der Turnhalle wachsen. Er sei auch deshalb nötig, weil der Ranstädter Ortsteil durch das Neubaugebiet auf rund 1700 Einwohner gewachsen ist und weil das Gemeindeparlament sich für den Erhalt der örtlichen Feuerwehren ausgesprochen habe. So kamen zuletzt auch die Bobenhausener und Bellmuther zu neuen Feuerwehrhäusern. Und wenn es 2014 mit dem Bau in Dauernheim nicht klappt, so hoffe man auf das Jahr 2015. Schließlich wurde der Neubau erst vor wenigen Monaten beantragt, sagt Meub.

Ähnlich sieht es der Heuchelheimer Feuerwehrvorsitzende Bernd Mayer. „Wir haben unser neues Feuerwehrhaus erst in diesem Sommer bestellt. Da wussten wir, dass wir beim ersten Mal wohl noch nicht zum Zuge kommen.“ Vielleicht gebe es ja 2015 einen Landeszuschuss für den rund 450 Einwohner zählenden Stadtteil von Reichelsheim. Der etwa 700 000 Euro teure Neubau soll auf dem Gelände des städtischen Bauhofs entstehen und Platz für die beiden Fahrzeuge, den Schulungsraum und die Ausrüstung der 28-köpfigen Einsatzabteilung bieten. Prima wäre es laut Mayer, wenn das Land Hessen sich mit 130 000 Euro beteiligen könnte. Aber notfalls würden die Reichelsheimer Stadtverordneten die Kosten wohl alleine stemmen. Auf Landes-Geld hofft Mayer auch deshalb, weil Heuchelheim mit Blofeld im Dorferneuerungsprogramm des Landes ist. Und das sieht vor, das marode Feuerwehrhaus am Dorfplatz zu entkernen und spätestens 2019 in eine offene Markthalle umzuwandeln.

Busverkehr wird ausgebremst

ÖPNV stagniert – Wetterauer Nahverkehrsplan wird fortgeschrieben

Von Bruno Rieb

Busse und Bahnen in der Wetterau dürfen den Kreis nicht mehr Geld kosten, das ist die politische Vorgabe für den neuen Nahverkerhsplan für den Wetteraukreis. Weil die Kosten steigen, werden weniger Busse fahren. Sie sollen durch Sammeltaxen ersetzt werde3n.

Die Lobbyisten für Bus und Bahn sind verärgert. Der neue Nahverkehrsplan für Vogelsberg und Wetterau wird bestenfalls den Status quo erhalten. Geld für den Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs wird nicht lockergemacht. Der Busverkehr wird ausgebremst. Stefan Klöppel, Leiter von ZOV Verkehr, spricht vom „Gebot der Wirtschaftlichkeit“. „Zur Rettung des Standortes der kleinen Gemeinden brauchen wir mehr Geld“, fordert dagegen Jürgen Priem, Sprecher des Fahrgastbeirates Wetterau.

Rüdiger Maas, Kreistagsabgeordneter der Grünen aus Nidda, spricht in einer Pressemitteilung von einem „Sparplan auf Kosten des ÖPNV“. Vom ersten Tag der Planung an sei das Motto gewesen „mehr Geld gibt es nicht“, beklagt Christoph Winterberg, Vorsitzender des Kreisverbandes Wetterau/Vogelsberg des Verkehrsclubs Deutschland (VCD). Es sei nicht abzusehen, wann das Finanzierungsproblem für Bus und Bahn gelöst werde. Die Finanzierung sei vom Bund auf die Länder verlagert worden, die würden jedoch nicht mehr Geld für Bus und Bahn zur Verfügung stellen. Der Schwarze Peter liege nun bei den Kreisen und Städten.

Problem Schülerverkehr

Probleme bereitet auch der Schülerverkehr. Seit die Gymnasien zwischen acht- oder neunjähriger Schulzeit wählen können, haben sich die Schülerströme verändert. Zwischen Büdingen und der Gesamtschule Konradsdorf fahren inzwischen Eltern ihre Kinder zur Schule, weil der Busverkehr nicht funktioniert. Winterberg: „So bleibt es den Schülern und Eltern in Büdingen und in vielen anderen Orten nur noch auf den Klimaschutz zu pfeifen und das eigene Auto zum Taxi umzufunktionieren.“

IMG_5174Ein Bus wird kommen, irgenwann – vielleicht. Foto: Rieb

Es werde erwartet, dass die ohnehin hohen Eigenleistungen des Kreises für den ÖPNV nicht noch höher werden, beschreibt Matthias Flor, persönlicher Referent von Landrat Joachim Arnold (SPD) die politischen Vorgaben für die Nahverkehrsplanungen. Bei steigenden Preisen für Busverkehre könne das auch zu Einsparungen führen. Bei der Schülerbeförderung sei das Land in der Pflicht, weil durch die Wahlfreiheit zwischen acht- und neunjähriger Gymnasialzeit für die Schülerbeförderung „riesige Summen auf uns zukommen“.

Bei der Fortschreibung des Nahverkehrsplanes für die Landkreise Wetterau, Vogelsberg und Gießen würden keine neuen Akzente gesetzt, sagt ZOV-Verkehrsplaner Klöppel. Das liege zum einen an den großen Finanzierungsschwierigkeiten, zum andern seien die Verträge mit den Busunternehmen für acht bis zehn Jahre abgeschlossen, liefen also noch. Der Verkehrsplan war zuletzt 2009 überarbeitet worden. Neu ist allerdings, dass der Verkehrsplan diesmal mit der Stadt Gießen abgestimmt wird, was zu Verbesserungen führen könnte.

Sorgen bereiten den Planern die sogenannten „Tagesrandlagen“, wenn nur zwei oder drei Fahrgästen in den Bussen sitzen. In solchen Fällen sollen Sammeltaxen oder Anrufsammeltaxen eingesetzt werden. Solche Taxen dürften allenfalls abends oder am Wochenende fahren, sagt Priem. Tagsüber würden Fahrgäste abschreckt, weil der Aufwand zu groß sei. Sie müssen die Anruftaxen erst bestellen. Im Vogelsberg würden die Taxen auch tagsüber fahren, sagt Klöppel. In der dichter besiedelten Wetterau nicht. Die Meinungen über diese Taxen gingen auseinander. Den einen sei der Aufwand zu groß, andere würden sich freuen, weil sie damit oft schneller am Ziel seien.

Alternative: Buszüge

Im Schülerverkehr sind die Busse am stärksten ausgelastet, da sind große Busse nötig. Für die fahrgastschwächeren Zeiten kleinere Busse anzuschaffen ist laut Priem nicht wirtschaftlich, weil die Investitionen dafür zu hoch wären. Interessant seine eventuell sogenannte „Buszüge“, Busse in die bei bedarf Anhänger angekoppelt werden, meint Priem. Das Altenstädter Busunternehmen ist laut Priem an einem Modellversuch im Main-Kinzig-Kreis mit diesen „Buszügen“ beteiligt. Der Sprecher des Fahrgastbeirates empfiehlt, dieses Modell auch für den Wetteraukreis zu überprüfen. Der Versuch im Main-Kinzig-Kreis werde beobachtet, sagt Klöppel. Allerdings seien auch für diese Buszüge die Investitionen hoch, da dafür die Bushaltestellen verlängert werden müssten.

Grünen-Politiker Maas befürchtet längere Fußwege für die Schüler, der im neuen Nahverkehrsplan nur noch von zwei An- und Abfahrten pro Schulstandort die Rede sei und nicht mehr pro Schule. Der Bus werde also irgendwo im Ort halten, statt die Schule anzufahren, befürchtet er. Klöppel beteuert hingegen, dass nach wie vor die Schulen angefahren werden sollen.

Bei der Fortschreibung des Nahverkehrsplans ist laut Klöppel die zweite Anhörungsrunde abgeschlossen. Nun würden Änderungen eingearbeitet. Danach gehe der Plan in die Beratung in den ZOV-Gremien. Voraussichtlich Mitte Dezember soll der fortgeschriebene Nahverkehrsplan von der ZOV-Verbandsversammlung beschlossen werden.

Platteninsel ist online

Gute Musik hat ein neues Zuhause

Die Musikabteilung des Wetterauer Landboten hat ein neues Zuhause, die Platteninsel. Hier wird zeitlos schöne Musik aus Rock, Blues, Folk und Pop jenseits der Hitparaden  gewürdigt. Es gibt eine Liste der Inselplatten, der Platten, die man mit auf die einsame Insel nehmen sollte, und Fundstücke werden ausgegraben: herausragende Songs. Es gibt Tipps, wo gerade klasse Musik günstig zu haben ist.

IMG_5164

Im aktuellen Beitrag wird das Live Music Archive gewürdigt, eine Internetplattform, von der man kostenlos Konzerte herunterladen kann, von der zur Zeit so angesagten Tedeschi Trucks Band genauso wie von Celexico oder den Cowboy Junkies. Die Platteninsel ist online.

Wetterauer Pflegeeltern sind verunsichert

Fachdienst in neuer Hand

Von Bruno Rieb

Zwölf Jahre lang haben sich  Arbeiterwohlfahrt und Evangelischer Familien-Bildungsstätte  um die Pflegefamilien im Wetteraukreis gekümmert. Ende des Jahres ist damit Schluss.  Der Wetteraukreis hatte die Aufgabe neu vergeben. Awo und Familienbildungsstätte hatten das Nachsehen. Zehn Mitarbeiter der beiden Einrichtungen bangen nun um ihre Jobs und die Wetterauer Pflegeeltern sind verunsichert.

Es geht um Kinder, die nicht bei ihren Eltern aufwachsen können, weil die mit ihrer Erziehung überfordert sind. Der Fachservice von Awo und Familien-Bildungsstätte sucht für diese Kinder passende Pflegefamilien aus und begleitete sie bei ihrer verantwortungsvollen Aufgabe mit Einzelgesprächen, Erfahrungsaustausch, Fortbildungen und Hausbesuchen. Dafür unterhalten die beiden Organisationen vier Beratungsstellen, die Awo in Nidda und Butzbach, die Familien-Bildungsstätte in Büdingen und Bad Nauheim. Je fünf Mitarbeiter kümmern sich bei Awo und Bildungsstätte um die insgesamt rund 130 Pflegefamilien.

 

Ende des Jahres endet diese Arbeit. Der Kreisausschuss des Wetteraukreises hat diese Aufgabe an einen privaten Träger übergeben. Ab 1. Januar 2014 übernimmt das Projekt Petra aus Schlüchtern die Betreuung der Pflegefamilien. Das Konzept von Petra habe überzeugt, sagt Petra Schnelzer, Sprecherin des Wetteraukreises. Es sei auch ein Vorteil, dass die Betreuung der Familien nun in einer Hand liege. Synergieeffekte seien zu erwarten. Petra sei keineswegs der billigste Anbieter gewesen, beteuert die Kreis-Sprecherin. „Es sind die langjährigen Erfahrungen im Pflegekinderwesen, die uns überzeugt haben und der qualitativ hochwertige konzeptionelle Ansatz“, erklärt Erster Kreisbeigeordneter Helmut Betschel-Pflügel (Grüne).

pflege

 

 

 

 

 

 

 

 

Awo-Werbung im Internet

 

Petra ist die Abkürzung von „Partner für Erziehung, Therapie, Research und Analyse“. Die GmbH aus Schlüchtern betreibt für den Wetteraukreis bereits zwei Einrichtungen der Jugendhilfe in Altenstadt und Büdingen. „Stärken verbinden, Erfahrungen nutzen“ ist das Petra-Motto. Das Unternehmen wirbt damit, die Stärken und Schutzfaktoren der Kinder und Familien „angemessen zu fördern und zu fordern“. Beziehung gehe vor Erziehung und Therapie.

Bei Awo und Evangelischer Familienbildungsstätte ist die Enttäuschung groß, dass der Wetteraukreis einen anderen Anbieter ausgewählt hat. „Ich bedauere das sehr“, sagt die Leiterin des Fachservice Pflegefamilie der Awo Sonja Schulz. Das sei erschütternd, sagte die Leiterin der Familien-Bildungsstätte Kerstin Remane. Stellen müssten gestrichen werden.

Man werde einen Teil der bisher bei Awo und Familien-Bildungsstätte beschäftigten Betreuer übernehmen, verspricht Sarah Goldbach von der Petra-Geschäftsführung. Dadurch solle gewährleistete werden, dass die Pflegeeltern es mit vertrauten Personen zu tun haben. Es lägen schon einige Bewerbungen vor. Seit 1976 bestehe ihr Unternehmen. In Darmstadt betreue es bereits die Pflegefamilien.

Die Petra-Geschäftsführerin kann verstehen, dass ein bevorstehender Betreiberwechsel für einige Aufregung sorgt. Im November wird Petra in einer Veranstaltung des Wetteraukreises den Pflegefamilien vorgestellt. Goldbach hofft, die Eltern dort mit ihrem Betreuungskonzept überzeugen zu können.

Für die Evangelische Kirche ist der Verlust des Fachservice Pflegefamilie der zweite herbe Rückschlag. Nach 26 Jahren hat das Diakonische Werk Wetterau den Betrieb der Psychosozialen Kontakt- und Beratungsstellen im Kreis verloren. Die betreut seit Anfang des Jahres der Internationale Bund für Sozialarbeit. Der hatte vom Kreis den Zuschlag erhalten, weil er ein günstigeres Angebot vorgelegt hatte als das Diakonische Werk.

Fliegen ist billiger

Teure Bahnfahrt von Butzbach nach Frankfurt

Von Anton J. Seib

Buchmessen-Zeit. Da fahre ich hin. Am besten mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Das ist bequem, schont die Umwelt und die Nerven. Ich wohne in Rockenberg. Zum Bahnhof nach Butzbach zur vereinbarten Zeit mit Kollegen fährt kein Bus. Also lasse ich mich von der besten Hälfte der Welt mit dem Auto zum Bahnhof fahren.

Dort empfängt mich ein heruntergekommenes Gebäude und ein Fahrkartenautomat, der mir eine Nachricht aufs Display schreibt, die mich schier umhaut. Ich soll als Fahrpreis von Butzbach zur S-Bahn-Haltestelle Frankfurt-Messe 21.50 Euro berappen! Für eine Strecke von rund 45 Kilometern, so zumindest die Angabe einschlägiger Automobil-Routenplaner. Aber immerhin hin und zurück, das muss ich fairerweise hinzufügen. Ich habe zähneknirschend gezahlt, bin bequem hin- und zurückgefahren worden, das räume ich ein.

Am Abend habe ich im Internet ein bisschen herumgegoogelt. Fliegen ist billiger. Hier eine Auswahl meiner Ergebnisse:

Für Flugreisen von Hahn mit Ryan Air hätte ich nach Cagliari, nach Göteborg, Bergamo, Montpellier, Oslo, Pescara, Rijeka, Barcelona, Stockholm und Treviso jeweils schlappe 14.99 Euro gezahlt. In Worten vierzehneuroneunundneunzig. Keine 15 Euro, keine 20 Euro und schon gar nicht 21.50 Euro.

Und dann habe ich ein Angebot auf der Homepage der Deutschen Bahn entdeckt: „Egal wohin. Immer entspannt. Mit dem Sparpreis ab 29 Euro. Neu: In der 1. Klasse reisen Sie ab 39 Euro – unter 250 km schon ab 29 Euro!“

Mag sein – aber nicht von Butzbach zur Frankfurter Buchmesse mit der S-Bahn.

Tschechow und Synge an einem Abend auf einer Bühne

„Die Nacht vor der Verhandlung“ sowie „Die Nebelschlucht“

Die Spielbühne Wehrheim/Theatergruppe Friedrichsdorf bringt Tschechow und Synge an einem Abend auf einer Bühne. ‚The Shadows of the Glen’, ein Zusammenschluss von mehr als zwei Dutzend Irland-geprägter Musiker, wirken mit.

Auf den ersten Blick mag es befremdlich erscheinen, die beiden Theaterdichter Anton Tschechow und John Millington Synge in einem Aufführungsabend zu vereinen. Zwei Große ihres Handwerks, die weit voneinander entfernt gelebt und geschrieben haben. Und doch: Zeitgenossenschaft eint sie, zwei Lebensläufe die vom ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert geprägt sind. Beide haben unter den gesellschaftlich Ärmsten, den Bauern, gelebt, beide haben sich für politische Veränderungen eingesetzt, beide sind dichtend berühmt geworden.

velten

Die Einakter„Die Nacht vor der Verhandlung“ sowie „Die Nebelschlucht“ – von Akteuren der Spielbühne Wehrheim/Theatergruppe Friedrichsdorf zur Darstellung gebracht – leben ganz aus dem Wort. Sowohl Synge als auch Tschechow haben aufgespürt, was jenseits des sprachlichen Alltags wächst. Es ist eine kaum ausdeutbare Welt von Wünschen, Täuschungen, jähen Erkenntnissen.

„Die Nacht vor der Verhandlung“ ist ein frühes Stück des russischen Dramatikers, unvollendet, einer gleichnamigen Erzählung nachgebildet. Tschechow schafft ohne Umwege eine Situation, die Komik und Tragik in sich birgt. Schon in diesem frühen Fragment ist er ganz bei sich: Menschen, die sich wie nebenbei selbst entlarven, aus stolzer Höhe in die Lächerlichkeit stürzen, um Würde ringen.

Eine Darstellerriege spielt sich mit Bravour hinein in die russische Poststation: Laura Flügel, Kevin Velte, Peter Fischer und Rainer Henrici.

„Die Nebelschlucht“ wurde vor 110 Jahren uraufgeführt und gilt als erste Arbeit von John M. Synge. Was hier humoristisch aufgeladen erscheint, ist grundiert von harter Realität. Wie bei dem russischen Kollegen ist auch hier spürbar, was ein Kritiker mit „Brisanz der gesellschaftlichen Dynamik“ umschrieb. Auf beispiellose Weise verknüpft der irische Schriftsteller erlebte Wirklichkeit mit phantastischer Volksüberlieferung. Selten sind Theaterstücke so reich an Bildkraft und vorchristlicher Symbolik. In seinem Vorwort zum „Held der westlichen Welt“ heißt es: „Als ich vor einigen Jahren ‚The Shadow of the Glen’ schrieb, bekam ich mehr Hilfe, als jedwede Gelehrsamkeit mir hätte gewähren können, durch den Spalt im Fußboden eines alten Hauses in Wicklow, in dem ich wohnte, der mich hören ließ, wovon sich die Dienstmädchen in der Küche unterhielten“.

Neben Anette Quentel als Nora Burke spielen in der „Nebelschlucht“ die sturmerprobten Synge-Darsteller Frank Hammen, Markus Rühl und Olaf Velte.

Mitreißend gestaltet wird der Abend von ‚The Shadows of the Glen’, einem Zusammenschluss von mehr als zwei Dutzend Irland-geprägter Musiker. Unter der Leitung von Gerd Lübke wird die Totenfeier auf den einsamen Hügeln zu einem Fest des Lebens.

velten2

Anton Tschechow (1860 bis 1904) und John Millington Synge (1871 bis 1909) sind jung gestorben. Der Ire verließ die Welt mit 38 Jahren, sein russischer Dichterkollege wurde sechs Jahre älter.

Aufführungsdaten:

26. 10. Forum Friedrichsdorf / Köppern; 20 Uhr
2.11. Freilichtmuseum Hessenpark, Scheune Oberweser; 20 Uhr
3.11. Freilichtmuseum Hessenpark, Scheune Oberweser; 18 Uhr
23.11. Bürgerhaus Wehrheim; 20 Uhr