Historiker Volkmar Stein: Die Büdinger litten unter vielen Plagen
Von Klaus Nissen
„Die Schrecken des Krieges“ nannte Jacques Callot 1632 diese Szene. Solchem Anblick konnte man damals überall in Deutschland begegnen.
Die Schulden waren noch am ehesten zu ertragen. Über die aktuellen Probleme der Griechen hätten die Büdinger im 18. Jahrhundert nur gelacht. 765 304 Gulden schuldeten die Grafen von Isenburg und damit auch die Büdinger Bürger diversen Gläubigern. „Das war das Fünfzehnfache des gesamten Jahreseinkommens der Stadt“, erzählt der Historiker Dr. Volkmar Stein.
Wo 2005 noch Kiowa-Kampfhubschrauber dröhnten, wird bald die Gelbbauchunke quaken und der Weißstorch mit dem Schnabel klappern. Die 600 Meter lange und 23 Meter breite Landebahn, die Hangars und Werkstätten des Armstrong Airfield neben der Bundesstraße von Büches nach Büdingen sind Geschichte. Der Bund hat den Asphalt und Sondermüll entsorgt, die noch brauchbare Beleuchtungsanlage und Werkstatt der Amerikaner nach Polen verkauft. Die stählernen Spundwände am Seemenbach ließ die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) ziehen und verschrotten. Die Wasserpumpen wurden erstmals seit 1958 abgestellt und das Ufer abgeflacht. Jetzt stehen Tümpel auf dem einstigen Hangargelände; auf dem Ex-Parkplatz wächst bereits Schilf. „Wir hoffen auf Eidechsen, Bekassine, Braunkehlchen, Eisvögel, breitblättriges Knabenkraut und Fuchssegge“, schwärmte Landrat Joachim Arnold am Mittwoch beim Ortstermin im neuen Feuchtbiotop. Auch Biber seien schon gesichtet worden, so der Bima-Projektleiter Dominique Meyer. Ein kleiner Sandstrand am Hangar-Tümpel werde vielleicht zum Wohnzimmer von Sumpfschildkröten.
Wasserbüffel erobern Landebahn
Fünf Wasserbüffel werden ab nächstem Frühjahr dafür sorgen, dass die bald 20 Hektar große Fläche am Seemenbach licht und artenreich bleibt. Die bis zu 700 Kilo schweren Rinder mit halbmondförmig zurückgebogenen Hörnern fressen übermäßig wucherndes Röhricht und Wassergräser. Ihre Trittspuren werden zu Mini-Biotopen für Insekten und Lurche. Ein Elektrozaun wird laut Züchter Siegfried Leimberger dafür sorgen, dass sich die Büffel und Menschen nicht in die Quere kommen. Daheim in Ortenberg-Gelnhaar besitzt der Bio-Rinderzüchter die größte Wasserbüffelherde Hessens mit rund 80 Tieren.
Mehrere Millionen Euro kostet laut Dominique Meyer die Umwandlung des Militärstützpunktes in ein hochwertiges Biotop. Dieses Geld kann die Bima wieder hereinholen, indem sie Ökopunkte verkauft: Wer große Hallen oder Wege baut, muss für die Versiegelung der Fläche zahlen.