Erinnerungen an die Friedberger Redaktion der Frankfurter Rundschau (FR)
Die Friedberger Redaktion der Frankfurter Rundschau hat Wetterauer Geschichte beschrieben und geschrieben. Kaum hatte die FR Ende 2012 Insolvenz angemeldet, erinnerten sich Spiegel-Mitarbeiter in ihrem Blatt an ihre Zeit beim „Zentralorgan der Apo“. Die Friedberger FR-Redaktion stand dabei ganz vorne. Ein gewisser Jörg Schmitt war einst Praktikant bei der FR in Friedberg. Im Spiegel erinnert er sich: „Die Lokalredaktion in der Wetterau war damals ein Rückzugsgebiet für linksalternative Lebensentwürfe. Der Lokalchef züchtete nebenher Schafe, die auch den Rohstoff für seine Pullis und Mützen lieferten. Ansonsten trugen die Kollegen gerne die Haare lang und die politische Gesinnung auf Stickern vor sich her.“
Der Lokalchef züchtete zwar Ziegen und trug keine Mützen, aber ein Biotop war die Friedberger Redaktion allemal. Kreativität und Teamgeist entwickelten sich hier prächtig. Gleich zweimal ging der Wächterpreis der Tagespresse an Mitglieder dieser Redaktion. Die FR deckte einen Schwarzgeldskandal auf und sorgte so dafür, dass der damalige Landrat Helmut Münch (CDU) seinen Hut nehmen musste. Über ihre Berichterstattung hinaus organisierte die Friedberger FR zahlreiche vielbeachtete Foren zu aktuellen Themen der Kreispolitik und Podiumsdidskussion zu Bürgermeisterwahlen, die immer mehrere Hundert Besucher lockten. Journalisten wie Horst Schüßler, Winfried Rohloff, Michael Emmrich, Karl-Heinz Karisch, Peter Gwiasda, Corinna Willführ, Harald Herbert, Klaus Nissen und Toni Seib prägten die Friedberger FR-Redaktion.
Die Friedberger FR-Redaktion formiert sich Anfang der 1990er-Jahre zu einem Fastnachtsfoto. Von links: Karl-Heinz Karisch, ein Praktikant, Michael Emmrich, Horst Schüßler, Bruno Rieb
Der Niedergang der FR ist mit ihrem Rückzug aus dem Frankfurter Umland verbunden. Die Friedberger Redaktion wurde 2005 geschlossen. Die FR zog sich aus der Fläche zurück – und verlor ein attraktives Publikum: junge Familien, die sich in den Neubaugebieten der Wetterau nieder gelassen hatten. Sie waren von Einrichtungshäusern, Baufirmen, Autohäusern und Kreditinstituten umworben. So verlor die FR in der Zeitungskrise viel stärker als andere Blätter Auflage und Anzeigen.
Hier wird an die glorreichen Zeiten der Friedberger FR-Redaktion erinnert, an Leute und an Ereignisse.