Platteninsel ist online

Gute Musik hat ein neues Zuhause

Die Musikabteilung des Wetterauer Landboten hat ein neues Zuhause, die Platteninsel. Hier wird zeitlos schöne Musik aus Rock, Blues, Folk und Pop jenseits der Hitparaden  gewürdigt. Es gibt eine Liste der Inselplatten, der Platten, die man mit auf die einsame Insel nehmen sollte, und Fundstücke werden ausgegraben: herausragende Songs. Es gibt Tipps, wo gerade klasse Musik günstig zu haben ist.

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Im aktuellen Beitrag wird das Live Music Archive gewürdigt, eine Internetplattform, von der man kostenlos Konzerte herunterladen kann, von der zur Zeit so angesagten Tedeschi Trucks Band genauso wie von Celexico oder den Cowboy Junkies. Die Platteninsel ist online.

Wetterauer Pflegeeltern sind verunsichert

Fachdienst in neuer Hand

Von Bruno Rieb

Zwölf Jahre lang haben sich  Arbeiterwohlfahrt und Evangelischer Familien-Bildungsstätte  um die Pflegefamilien im Wetteraukreis gekümmert. Ende des Jahres ist damit Schluss.  Der Wetteraukreis hatte die Aufgabe neu vergeben. Awo und Familienbildungsstätte hatten das Nachsehen. Zehn Mitarbeiter der beiden Einrichtungen bangen nun um ihre Jobs und die Wetterauer Pflegeeltern sind verunsichert.

Es geht um Kinder, die nicht bei ihren Eltern aufwachsen können, weil die mit ihrer Erziehung überfordert sind. Der Fachservice von Awo und Familien-Bildungsstätte sucht für diese Kinder passende Pflegefamilien aus und begleitete sie bei ihrer verantwortungsvollen Aufgabe mit Einzelgesprächen, Erfahrungsaustausch, Fortbildungen und Hausbesuchen. Dafür unterhalten die beiden Organisationen vier Beratungsstellen, die Awo in Nidda und Butzbach, die Familien-Bildungsstätte in Büdingen und Bad Nauheim. Je fünf Mitarbeiter kümmern sich bei Awo und Bildungsstätte um die insgesamt rund 130 Pflegefamilien.

 

Ende des Jahres endet diese Arbeit. Der Kreisausschuss des Wetteraukreises hat diese Aufgabe an einen privaten Träger übergeben. Ab 1. Januar 2014 übernimmt das Projekt Petra aus Schlüchtern die Betreuung der Pflegefamilien. Das Konzept von Petra habe überzeugt, sagt Petra Schnelzer, Sprecherin des Wetteraukreises. Es sei auch ein Vorteil, dass die Betreuung der Familien nun in einer Hand liege. Synergieeffekte seien zu erwarten. Petra sei keineswegs der billigste Anbieter gewesen, beteuert die Kreis-Sprecherin. „Es sind die langjährigen Erfahrungen im Pflegekinderwesen, die uns überzeugt haben und der qualitativ hochwertige konzeptionelle Ansatz“, erklärt Erster Kreisbeigeordneter Helmut Betschel-Pflügel (Grüne).

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Awo-Werbung im Internet

 

Petra ist die Abkürzung von „Partner für Erziehung, Therapie, Research und Analyse“. Die GmbH aus Schlüchtern betreibt für den Wetteraukreis bereits zwei Einrichtungen der Jugendhilfe in Altenstadt und Büdingen. „Stärken verbinden, Erfahrungen nutzen“ ist das Petra-Motto. Das Unternehmen wirbt damit, die Stärken und Schutzfaktoren der Kinder und Familien „angemessen zu fördern und zu fordern“. Beziehung gehe vor Erziehung und Therapie.

Bei Awo und Evangelischer Familienbildungsstätte ist die Enttäuschung groß, dass der Wetteraukreis einen anderen Anbieter ausgewählt hat. „Ich bedauere das sehr“, sagt die Leiterin des Fachservice Pflegefamilie der Awo Sonja Schulz. Das sei erschütternd, sagte die Leiterin der Familien-Bildungsstätte Kerstin Remane. Stellen müssten gestrichen werden.

Man werde einen Teil der bisher bei Awo und Familien-Bildungsstätte beschäftigten Betreuer übernehmen, verspricht Sarah Goldbach von der Petra-Geschäftsführung. Dadurch solle gewährleistete werden, dass die Pflegeeltern es mit vertrauten Personen zu tun haben. Es lägen schon einige Bewerbungen vor. Seit 1976 bestehe ihr Unternehmen. In Darmstadt betreue es bereits die Pflegefamilien.

Die Petra-Geschäftsführerin kann verstehen, dass ein bevorstehender Betreiberwechsel für einige Aufregung sorgt. Im November wird Petra in einer Veranstaltung des Wetteraukreises den Pflegefamilien vorgestellt. Goldbach hofft, die Eltern dort mit ihrem Betreuungskonzept überzeugen zu können.

Für die Evangelische Kirche ist der Verlust des Fachservice Pflegefamilie der zweite herbe Rückschlag. Nach 26 Jahren hat das Diakonische Werk Wetterau den Betrieb der Psychosozialen Kontakt- und Beratungsstellen im Kreis verloren. Die betreut seit Anfang des Jahres der Internationale Bund für Sozialarbeit. Der hatte vom Kreis den Zuschlag erhalten, weil er ein günstigeres Angebot vorgelegt hatte als das Diakonische Werk.

Fliegen ist billiger

Teure Bahnfahrt von Butzbach nach Frankfurt

Von Anton J. Seib

Buchmessen-Zeit. Da fahre ich hin. Am besten mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Das ist bequem, schont die Umwelt und die Nerven. Ich wohne in Rockenberg. Zum Bahnhof nach Butzbach zur vereinbarten Zeit mit Kollegen fährt kein Bus. Also lasse ich mich von der besten Hälfte der Welt mit dem Auto zum Bahnhof fahren.

Dort empfängt mich ein heruntergekommenes Gebäude und ein Fahrkartenautomat, der mir eine Nachricht aufs Display schreibt, die mich schier umhaut. Ich soll als Fahrpreis von Butzbach zur S-Bahn-Haltestelle Frankfurt-Messe 21.50 Euro berappen! Für eine Strecke von rund 45 Kilometern, so zumindest die Angabe einschlägiger Automobil-Routenplaner. Aber immerhin hin und zurück, das muss ich fairerweise hinzufügen. Ich habe zähneknirschend gezahlt, bin bequem hin- und zurückgefahren worden, das räume ich ein.

Am Abend habe ich im Internet ein bisschen herumgegoogelt. Fliegen ist billiger. Hier eine Auswahl meiner Ergebnisse:

Für Flugreisen von Hahn mit Ryan Air hätte ich nach Cagliari, nach Göteborg, Bergamo, Montpellier, Oslo, Pescara, Rijeka, Barcelona, Stockholm und Treviso jeweils schlappe 14.99 Euro gezahlt. In Worten vierzehneuroneunundneunzig. Keine 15 Euro, keine 20 Euro und schon gar nicht 21.50 Euro.

Und dann habe ich ein Angebot auf der Homepage der Deutschen Bahn entdeckt: „Egal wohin. Immer entspannt. Mit dem Sparpreis ab 29 Euro. Neu: In der 1. Klasse reisen Sie ab 39 Euro – unter 250 km schon ab 29 Euro!“

Mag sein – aber nicht von Butzbach zur Frankfurter Buchmesse mit der S-Bahn.

Tschechow und Synge an einem Abend auf einer Bühne

„Die Nacht vor der Verhandlung“ sowie „Die Nebelschlucht“

Die Spielbühne Wehrheim/Theatergruppe Friedrichsdorf bringt Tschechow und Synge an einem Abend auf einer Bühne. ‚The Shadows of the Glen’, ein Zusammenschluss von mehr als zwei Dutzend Irland-geprägter Musiker, wirken mit.

Auf den ersten Blick mag es befremdlich erscheinen, die beiden Theaterdichter Anton Tschechow und John Millington Synge in einem Aufführungsabend zu vereinen. Zwei Große ihres Handwerks, die weit voneinander entfernt gelebt und geschrieben haben. Und doch: Zeitgenossenschaft eint sie, zwei Lebensläufe die vom ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert geprägt sind. Beide haben unter den gesellschaftlich Ärmsten, den Bauern, gelebt, beide haben sich für politische Veränderungen eingesetzt, beide sind dichtend berühmt geworden.

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Die Einakter„Die Nacht vor der Verhandlung“ sowie „Die Nebelschlucht“ – von Akteuren der Spielbühne Wehrheim/Theatergruppe Friedrichsdorf zur Darstellung gebracht – leben ganz aus dem Wort. Sowohl Synge als auch Tschechow haben aufgespürt, was jenseits des sprachlichen Alltags wächst. Es ist eine kaum ausdeutbare Welt von Wünschen, Täuschungen, jähen Erkenntnissen.

„Die Nacht vor der Verhandlung“ ist ein frühes Stück des russischen Dramatikers, unvollendet, einer gleichnamigen Erzählung nachgebildet. Tschechow schafft ohne Umwege eine Situation, die Komik und Tragik in sich birgt. Schon in diesem frühen Fragment ist er ganz bei sich: Menschen, die sich wie nebenbei selbst entlarven, aus stolzer Höhe in die Lächerlichkeit stürzen, um Würde ringen.

Eine Darstellerriege spielt sich mit Bravour hinein in die russische Poststation: Laura Flügel, Kevin Velte, Peter Fischer und Rainer Henrici.

„Die Nebelschlucht“ wurde vor 110 Jahren uraufgeführt und gilt als erste Arbeit von John M. Synge. Was hier humoristisch aufgeladen erscheint, ist grundiert von harter Realität. Wie bei dem russischen Kollegen ist auch hier spürbar, was ein Kritiker mit „Brisanz der gesellschaftlichen Dynamik“ umschrieb. Auf beispiellose Weise verknüpft der irische Schriftsteller erlebte Wirklichkeit mit phantastischer Volksüberlieferung. Selten sind Theaterstücke so reich an Bildkraft und vorchristlicher Symbolik. In seinem Vorwort zum „Held der westlichen Welt“ heißt es: „Als ich vor einigen Jahren ‚The Shadow of the Glen’ schrieb, bekam ich mehr Hilfe, als jedwede Gelehrsamkeit mir hätte gewähren können, durch den Spalt im Fußboden eines alten Hauses in Wicklow, in dem ich wohnte, der mich hören ließ, wovon sich die Dienstmädchen in der Küche unterhielten“.

Neben Anette Quentel als Nora Burke spielen in der „Nebelschlucht“ die sturmerprobten Synge-Darsteller Frank Hammen, Markus Rühl und Olaf Velte.

Mitreißend gestaltet wird der Abend von ‚The Shadows of the Glen’, einem Zusammenschluss von mehr als zwei Dutzend Irland-geprägter Musiker. Unter der Leitung von Gerd Lübke wird die Totenfeier auf den einsamen Hügeln zu einem Fest des Lebens.

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Anton Tschechow (1860 bis 1904) und John Millington Synge (1871 bis 1909) sind jung gestorben. Der Ire verließ die Welt mit 38 Jahren, sein russischer Dichterkollege wurde sechs Jahre älter.

Aufführungsdaten:

26. 10. Forum Friedrichsdorf / Köppern; 20 Uhr
2.11. Freilichtmuseum Hessenpark, Scheune Oberweser; 20 Uhr
3.11. Freilichtmuseum Hessenpark, Scheune Oberweser; 18 Uhr
23.11. Bürgerhaus Wehrheim; 20 Uhr

Apfelwein wird zum Kult-Produkt

 Kelterer setzen auf süße und gemixte Apfelweine

Die Kelterer produzieren immer mehr süße Apfelwein-Varianten und finden damit jugendliche Kunden. Der Rückgang des Apfelwein-Konsums sei gestoppt. Das aktuelle Sommerwetter macht das Glück der Produzenten perfekt. Apfelwein wird zum Kult-Produkt.

 Es musste etwas geschehen. Der von Natur aus eher saure Apfelwein fand im letzten Jahrzehnt immer weniger Genießer. Ältere Leute, die ihren Schoppen aus Gewohnheit nicht nur gespritzt, sondern auch pur trinken. «Wir hatten Angst, dass uns die Kunden wegsterben», gesteht Christoph Heil, Keltereibesitzer in Laubuseschbach.Inzwischen blickt er optimistisch in die Zukunft. Es sei seiner Firma und der ganzen Branche gelungen, mit Marketing und neuen Produkten das Image des hessischen Regionalgetränks zu erneuern. Den Anfang machte vor fünf Jahren der alkoholfreie Apfelwein. Jetzt sind auch Mixgetränke der Renner: Gute Umsätze bringen laut Heil zum Beispiel der mit Kräuteraromen angereicherte «Hessen Sprizz“ und der in diesem Jahr eingeführte «Hessen Hugo» – eine nach Südtiroler Rezept erstellte Mischung aus Apfelwein, Holunderblütensirup, Prosecco, Limette und Minze. Etliche Kunden kauften diese Produkte schon wegen der korpulenten Badeanzug-Gestalten auf dem Etikett, berichtet Heil.

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Die zur Hassia-Gruppe gehörende Großkelterei Höhl in Maintal-Hochstadt macht mit Lifestyle-Apfelwein ähnlich positive Erfahrungen. Fruchtig-süffige Mixgetränke in kleinen Longneck-Flaschen verkaufen sich gut, berichtet Johanna Höhl. Die mit 2,3 Prozent nur gering alkoholhaltige Getränkegattung «spricht die junge, unkomplizierte und feierfreudige Zielgruppe der Partygänger an», so die Herstellerin. Es sei gelungen, neue Zielgruppen zu finden. Etwa die Frauen. «Der Umsatz mit unserem Rosé-Apfelwein entwickelt sich wunderbar», so die Keltereichefin. Der mit zwei Prozent Johannisbeersaft gefärbte Apfelwein gefalle Leuten, die auch Prosecco trinken. Zunehmend sei der Rosé-Äppler in Supermärkten gefragt. Den größeren Keltereien gelang es sogar, mit Cola gemischten Apfelwein an junge Kunden zu bringen.

Apfelwein wird zum Kult-Produkt

Nicht nur süße Zusätze – auch geschickte Vermarktung nutzen etliche Hersteller, um Apfelwein «hip» zu machen. Die Kelterei Possmann bietet zum Beispiel eine Äppler-App zum Download an. Smartphone-Besitzer können damit herausfinden, wo das nächste Stöffchen zu haben ist, virtuelle Strichlisten führen und hessische Floskeln üben. Die 2007 gegründete Marke «Bembel with Care» in Mannheim vertreibt ihren Lifestyle-Apfelwein per Internet-Versand und sammelt auf der eigenen Facebook-Seite positive Bewertungen (Likes). Die damaligen Design-Studenten Kjetil Dahlhaus und Benedikt Kuhn erklärten ihr Lieblings-Getränk einfach zum «Kult». Er wird in schwarze Dosen abgefüllt. Zusätzlich kann man schwarze Bembel kaufen. Inzwischen vertreibt auch die Frankfurter Kelterei Possmann Apfelwein in Dosen, speziell für Eintracht-Fans mit dem Adlerwappen des Bundesliga-Vereins verziert.

Die zweite Vermarkungsschiene richtet sich an Menschen, die edle Produkte mögen und kaufen. So mischt Höhl seinen Apfelwein mit Sekt und Wein aus Oestrich-Winkel. Bembel-with-Care entwickelte einen Apfel-Schaumwein, der beim ersten Wettbewerb gleich den «Pomme d’Or» erhielt. Was für Apfelwein-Connaisseurs wichtig ist, meldet der Frankfurter Konstantin Kalveram im Netz auf der Seite «Apfelwein-Blog.de». Im Stadtteil Sachsenhausen gründete er mit Michael Rühl ein Apfelwein-Kontor, das auch mal zweistellige Euro-Preise für gute Tropfen kleinerer Hersteller aus Hessen und dem Ausland verlangt. Es gebe zwar viele gute Standard-Apfelweine aus dem Supermarkt, so Rühl. «Doch eigentlich schmecken die alle gleich.» Der Rohstoff sei Tafelobst von Bodensee oder aus Polen. «Apfelwein braucht Streuobstwiesen, Äpfel von alten Sorten, die knorzig auf den Bäumen wachsen.» Leider lohne es sich kaum noch, diese Wiesen zu pflegen oder für acht Euro pro Doppelzentner die Äpfel zum Keltern zu liefern.

Dieser Einwand trübt die gute Stimmung allerdings nicht. Sowohl Rühl, als auch die Mannheimer Dosen-Kelterer und die Maintaler Rosé-Produzenten sehen Marktchancen für ihre Produkte in fernen Bundesländern und sogar im Ausland. «Wir exportieren nun nach Australien», berichtet Apfelwein-händler Rühl. Dort gebe es noch keine Hersteller, obwohl der «Cider» down under sehr beliebt sei.

Jeder Hesse trinkt fünf Liter im Jahr

Rund 33 Millionen Liter Apfelwein produzierten die 43 Mitgliedsbetriebe im Verband der hessischen Apfelwein- und Fruchtsaftkeltereien im vorigen Jahr. Hinzu kommt die nicht statistisch erfasste Apfelweinproduktion der selbstkelternden Wirte und Direktvermarkter und der zahlreichen hessischen Obst- und Gartenbauvereine. Im Durchschnitt trinkt jeder Hesse pro Jahr fünf bis sechs Liter Apfelwein, schätzt der Verband der Kelterer. Kelterer Christoph Heil in Laubuseschbach vermutet, dass jeder Deutsche im Jahresdurchschnitt höchstens einen halben Liter Apfelwein zu sich nimmt. Das sei steigerungsfähig. Am meisten Apfelwein wird zwischen Kassel und Mannheim getrunken, mit einem deutlichen Schwerpunkt im Rhein-Main-Gebiet. Auch in den angrenzenden Bundesländern können die größeren Keltereien die Supermärkte beliefern. Neu auf den Markt kommen laut Verband immer mehr Apfelwein-Mixgetränke. Sie seien zum Beispiel in Berliner Szene-Bars sehr beliebt. Insgesamt machten die Mixgetränke rund zehn Prozent des gesamten Umsatzes der Branche aus – mit wachsender Tendenz. Die Apfelweinproduktion selbst ist laut Verband nicht mehr rückläufig.

Die Politiker und Tourismusmanager müssten mehr für das «hessische Kulturgut» Apfelwein unternehmen, fordert der Frankfurter Branchenkenner und Apfelweinhändler Michael Rühl. Sie müssten mehr unternehmen, um die Streuobstwiesen zu erhalten und das Getränk zu vermarkten. Der für seine veredelten Apfelweine und –brände bekannte Kelterer Jörg Stier aus Bischofsheim sieht das ähnlich: Es gebe einen großen Nachholbedarf, die einzigartige hessische Apfelkultur zu pflegen, zu vermarkten und auszubauen. Ausländische Touristen seien fasziniert, wenn sie in seinem Laden entdecken, dass man neben Getränken auch Käse, Schokolade, Wurst, Brot, Senf und mehr mit Äpfeln oder Apfelwein herstellen kann. Diese neuen und alten Apfelprodukte ernähren laut Stier inzwischen etliche Hersteller. Zu finden sind sie unter anderem in den drei Frankfurter Hessen-Shops.

Nachrichten aus der Apfelweinszene finden Sie im Apfelwein-Blog
 

Energiedorf Bergheim ausgezeichnet

Die Leser des Online-Magazins „Klimaretter.info“ wählten das Energiedorf Bergheim zur „Bürgerenergie-Genossenschaft des Jahres 2013“. Gegen 37 andere Genossenschaften punkteten die Bergheimer mit dem besten Geschäftsmodell. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert. weiter lesen

Radweg zwischen Rockenberg und Griedel eröffnet

Wichtige Radwegeverbindung

Von Anton J. Seib

Eine weitere Lücke im Wetterauer Radwegenetz ist geschlossen. Am Donnerstag, 19. September, wurde der Radweg zwischen Rockenberg und Griedel eröffnet. Das Teilstück des rund 800 Kilometer langen Limesradwegs durch Süddeutschland ist 1,7 Kilometer lang und hat rund 400 000 Euro gekostet.

Vertreter der beiden Kommunen Rockenberg und Butzbach, Kommunal- und Landespolitiker durchschnitten am Donnerstagnachmittag an der Gemarkungsgrenze am Schorbachgraben symbolisch ein Band, um so den Radfahrern freie Fahrt zu geben. Die beiden Bürgermeister Manfred Wetz (Rockenberg) und Michael Merle (Butzbach) waren mit Rädern gekommen, ebenso einige Bürger. Wetz und Merle erinnerten bei einer kleinen Feier auf dem Anwesen der Rockenberger Landwirts-Familie Bayer an die 30 Jahre lange Planungsphase. 2008 wurde das Projekt dann ernsthaft angegangen. Im April dieses Jahres rückten die Bagger an.

Der Wetterauer Landrat Joachim Arnold sieht in dem jetzt eröffneten Teilstück einen weiteren Schritt zu einem engen Radwegnetz in der Region. Erklärtes Ziel sei es, nicht nur Touristen aus dem Rhein-Main-Gebiet in die Wetterau zu locken. Vielmehr wolle der Kreis durch eine gut ausgebaute Infrastruktur Menschen aus dem Ballungsraum auch anbieten, sich hier anzusiedeln. Arnold sagte, nach dem Ausbau zwischen Rockenberg und Griedel fehle jetzt nur noch die Anbindung des Limes-Radwegs an die Wetterauer Seenplatte.

Zunächst sollte der Radweg bis zum Rockenberger Bahnhof führen. Doch aus Kostengründen drängten die Rockenberger Kommunalpolitiker auf eine Verkürzung. Also endet der Weg jetzt etwa 300 Meter vor dem Ortseingang am Abzweig zur Sandgrube und führt dann durchs Dorf bis zur Fortsetzung des Radwegs am Ortsausgang Richtung Opeprshofen.

In diesem Jahre wurden in der Region insgesamt fünf Teilabschnitte und Querverbindungen des Limes-Radwegs umgesetzt. Neben dem jetzt eröffneten Stück sind das Abschnitte in den Kommunen Münzenberg, Pohlheim, Lich und Hungen.

Die neue Strecke verbessert auch den Radweg entlang der Wetter.

 

Die Bachmuschel ist in die Usa zurückgekehrt

Die Bachmuschel ist wieder da. Lange galt sie in der Usa  als ausgestorben, doch ein 2009 gestartetes  Artenschutzprojekt des Landes Hessen hatte Erfolg. Jetzt sind die braunen, kieselsteingroßen Muscheln wieder in dem Bach heimisch geworden. Noch sind die Wassertierchen im Babystadium, denn sie können bis zu 60 Jahre alt werden. Es dauert also einige Zeit, bis feststeht, ob die Muscheln tatsächlich im Wasser der Usa eine Chance haben werden.

Lange war die Usa ökologisch in einem bedenklichen Zustand. Aus den Äckern sickerteBachmuschel Dünger ein und die Regulierung des Baches hatte aus dem einst mäandernden Flüsschen einen Kanal gemacht – vor 30 Jahren war die Usa ökologisch fast am Ende. Doch nach dem großen Fischsterben im Sommer 1987 setzte ein Umdenken ein. Angelvereine, Privatpächter und die Naturschutzgruppe Ober-Mörlen gründeten die Notgemeinschaft Usa, die sich seither für die Renaturierung des Taunusbaches engagieren. Die Naturschützer setzten Fische ein und  sorgten dafür, dass die Usa wieder in ihrem natürlichen Bett fließen kann –  eine wesentliche Voraussetzung, um Fischen, Krebsen und jetzt der Bachmuschel einen intakten Lebensraum zu bieten.

Von Anton J. Seib

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Friedberger Kaserne soll Wohngebiet werden

Zwei Investoren wollen Konzepte vorlegen

Von Klaus Nissen

Die ehemalige US-Kaserne Ray-Barracks in Friedberg könnte zum attraktiven Wohngebiet am Südhang der Kreisstadt werden. Zwei Investoren wollen bald Konzepte für das 76 Hektar große Areal vorlegen. Die Kaserne ist berühmt, weil hier einst der Rock’n’Roll-König Elvis Presley seinen Wehrdienst leistete. weiter lesen

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Seit fünf Jahren sind in den Ray-Barracks die Lichter aus. Im Winter werden die gut  60 Gebäude der früheren US-Kaserne nicht beheizt, das Wasser ist abgestellt. Das Gras wuchert kniehoch auf dem einst sorgfältig gepflegten Rasen. (Foto: Klaus Nissen.)

Kaninhop – Sport oder Tierquälerei ?

Während des Friedberger Herbstmarktes mussten Kaninchen hoppeln

Von Petra Zeichner

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Fotos: Petra Zeichner (zum Vergrößern anklicken)

Kaninhop ist eine Sportart, die aus Skandinavien nach Deutschland herübergeschwappt ist. Mittlerweile gibt es Landes- und Europameisterschaften in der Disziplin der Langohren. Auf dem Friedberger Herbstmarkt am Sonntag, 15. September, sind die meisten an der Leine gelaufen. Dabei haben die Hoppler ein Brustgeschirr getragen, kein Halsband. Die geübtesten unter ihnen folgten dem Parcours auch ohne Leine, nur durch ein „Hopp!“ oder Zungenschnalzen der Besitzer angetrieben.

Unter Tierschützern ist diese Sportart unbeliebt. Peta zum Beispiel hält sie für Tierquälerei, weil sie nicht artgerecht sei. Die Kaninhopbeauftragte des Kaninchenzüchtervereins Büdingen hingegen sagt, dass das Springen in der Natur der Kaninchen liege und man diesen natürlichen Trieb nur in geregelte Bahnen lenken würde.