Ein Dorf ohne Autos – undenkbar

Solange Verkehr fließt, müssen wir uns nicht mit der Ödnis beschäftigen

Nissens Woche – die neunteKlaus

Die Bundesstraße wird verlegt – bald können wir unseren Ort lebenswerter machen. Aber schaffen wir das? Eigentlich ist uns dieses Dorf schnurzpiepegal. Wir haben ja Alternativen.

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Wenn die Autos erst mal weg sind

Wöllstadt wird sich stark verändern

Durch den engen Ortskern von Ober-Wöllstadt quetschen sich täglich rund 16500 Autos, darunter 680 Schwertransporter. Ab 2017 soll hier nur noch einspuriger Verkehr möglich sein. Foto: Nissen

Durch den engen Ortskern von Ober-Wöllstadt quetschen sich täglich rund 16500 Autos, darunter 680 Schwertransporter. Ab 2017 soll hier nur noch einspuriger Verkehr möglich sein. Foto: Nissen

Ende 2016 können die Wöllstädter aufatmen: Ab dann leitet die neue Umgehungsstraße täglich mehr als 30 000 Autos um die beiden Ortsteile herum. Die werden sich stark verändern. Die breiten Ortsdurchfahrten können wieder von den Menschen genutzt werden. Die Planer haben schon einige Ideen. Und 2015 können die Einwohner weitere Anregungen geben.

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Die Scheiben vibrieren

Trotz Beschwerden gibt es kein Tempolimit in Ober-Mockstadts Ortsdurchfahrt

Ranstadt. „Wer hier über die Straße will, muss schnell sein. Sicherheitshalber drei- oder viermal in beide Richtungen gucken und dann rennen.“ Rainer Michel wundert sich, dass in der 600 Meter langen Ortsdurchfahrt von Ober-Mockstadt noch niemand totgefahren wurde. Die Bundesstraße 275 ist

acht Meter breit und leicht abschüssig. Es komme durchaus vor, dass eilige Autofahrer mit Tempo 80 bis 100 unterwegs sind. Morgens ab halb vier rolle die Karawane zur Frühschicht nach Frankfurt, sagt Ladenbesitzer Michel, der an der Friedberger Straße Zeitungen, Zigaretten und Lebensmittel verkauft. „Wenn die Lastwagen an der Steigung zurückschalten, vibrieren bei mir die Fenster.“ Zur Verkehrsberuhigung hätte man seiner Meinung nach bei der Straßen-Erneuerung vor etwa fünf Jahren einen Fahrbahnteiler in der Ortsdurchfahrt installieren müssen. Das ist aber nicht passiert.
In den letzten zehn Jahren habe der Durchgangsverkehr stark zugenommen, findet der Anwohner. Es sind nach Schätzung der Polizei etwa zehntausend Autos pro Tag. Die meisten der 825 Einwohner nehmen das hin. Auch Rainer Michel ruft nicht zur Gründung einer Bürgerinitiative auf.
Vehementer protestiert dagegen Karin Meub, die schräg gegenüber in einer alten Hofreite wohnt. Die Breite und Übersichtlichkeit der Straße verleite die Fahrer zu hohem Tempo, so die Ober-Mockstädterin. Just als sie dieses sagt, donnert ein Lastwagen ungebremst nur wenige Zentimeter an einem haltenden Bus der Linie 4 vorbei. Dass Passagiere hinter ihm hervortreten könnten, kam dem Fahrer wohl nicht in den Sinn. „Es kommt echt Freude auf“, ergänzt die Anwohnerin, „wenn in der Rechtskurve Richtung Nidda Autos auf die Gegenfahrbahn geraten, weil sie zu schnell sind.“ Das habe sie schon mehrfach gesehen.
Immer wieder beschwert sich Karin Meub im Ranstädter Rathaus über den Verkehr. Sie fordert Tempo 30 und häufigere Geschwindigkeitsmessungen in der Ortsmitte. Doch die Gemeinde habe „ganz offensichtlich kein Interesse, etwas gegen das hohe Verkehrsaufkommen zu unternehmen“, so Meub.
Bürgermeisterin Cäcilia Reichert-Dietzel widerspricht: „Wir brauchen Tempo 30 und markierte Parkbuchten auf der Straße“, sagt die SPD-Politikerin. „Aber das wurde in den Verkehrsschauen immer wieder abgelehnt.“ Die Ober-Mockstädter Ortsdurchfahrt sei nun mal eine Bundesstraße, da habe die Gemeinde wenig zu melden. Und häufigere Tempomessungen würden das Problem nicht lösen, meint Reichert-Dietzel. Im übrigen sei die Verkehrslage auf der Bundesstraße 457 in Ranstadts Ortsmitte mindestens genauso schlimm. Vor der Apotheke müsse dringend eine Fußgänger-Ampel installiert werden. Aber das lehne die Verkehrsbehörde des Kreises ab.
„Auf Bundesstraßen muss der Verkehr auch fließen können“, sagt Kreis-Sprecher Michael Elsaß im Namen der Verkehrswächter. In Ober-Mockstadt seien die Bedingungen für eine Tempo-30-Zone nicht gegeben. In dem kleinen Ort „laufen auch nicht gerade die Massen an Fußgängern.“ Trotzdem würde man den Bau einer zweiten „Querungshilfe“ für Fußgänger prüfen, falls die Gemeinde sie beantrage.
In diesem Jahr habe es nur vier Unfälle in der Ortsdurchfahrt gegeben, so Polizeisprecher Jörg Reinemer auf Anfrage. 2012 waren es noch weniger. Gefährlicher sei die Situation im benachbarten Nieder-Mockstadt. Deshalb wurden die Engstellen dort zur Tempo-30 Zone erklärt.
Fazit: Auch in Zukunft werden die Autofahrer flott durch Ober-Mockstadt kommen. Gelegentlich mahnt sie ein mobiles Blitzgerät, nicht schneller als fünfzig zu fahren. Ein stationäres Blitzgerät oder eine Ampel, die bei erhöhtem Tempo auf Rot schaltet, sind nicht geplant. Er habe in Berlin eine Umgehungsstraße für Ober-Mockstadt beantragt, meldete im Oktober der hessische Noch-Verkehrsminister Florian Rentsch (FDP). Doch nicht einmal der Anwohner Rainer Michel macht sich Hoffnung, dass die Umgehung noch zu seinen Lebzeiten gebaut wird. Zum einen müsste sie durch die wertvollen Biotope an der Nidda verlaufen. Zum anderen wäre es viel wichtiger, zuerst Umfahrungen für Ortenberg-Selters und Büdingen-Büches zu bauen. Denn da seien die Ortsdurchfahrten noch gefährlicher und enger als in Ober-Mockstadt.