Aufklärung gegen Neonazis

Antifaschistische Bildungsinititiative (Antifa-Bi) hat neues Büro

Von Bruno Riebantifa

Die Antifaschistische Bildungsinitiative Wetterau (Antifa-Bi) hat ein schönes neues Büro mitten in der Friedberger Altstadt bezogen. Es ist Ausdruck einer erfolgreichen, vielfach gelobten Arbeit.

Aufklärung gegen Neonazis

Seit 2005 klärt der Verein Antifaschistische Bildungsinitiative über neonazistische Umtriebe in der Wetterau auf. 180 Mitglieder zählt er inzwischen, darunter auch Parteien wie SPD, Linke und Grüne, Kommunen sind dabei, auch FDP-Mitglieder und sogar Pfarrer. „Wir sind breit aufgestellt“, sagt der Vorsitzende Andreas Balser. Zur Büroeröffnung am 31. Mai und 1. Juni kamen jeweils rund 100 Leute, darunter auch der Landrat und der 1. Kreisbeigeordnete. Die Antifa-Bi hat sich durch ihre hartnäckige Aufklärungsarbeit gegen Neonazis einen guten Ruf erarbeitet. Ihre Arbeit finanziert sie durch die Mitgliedsbeiträge ab einen Euro pro Jahr und durch Spenden.

Als der Verein vor acht Jahren gegründet wurde, ging es noch hoch her. Neonazis seien mit Gewalt gegen Vereinsmitglieder vorgegangen, berichtet Balser. Damals hatte sich der Freie Nationalist Marcel Wöll in der Wetterau niedergelassen und versuchte in Hoch-Weisel ein Bildungszentrum aufzuziehen. Wöll brachte es bis zum Landesvorsitzenden der NPD. Der Spuk war aber bald wieder vorbei. Wöll setzte sich nach Thüringen ab.

Die rechtsextremen Aktivitäten haben sich in die östliche Wetterau verlagert. Hier wohnen einige hochrangige hessische NPD-Funktionäre. Die Gaststätte Schroth im Büdinger Stadtteil Orleshausen ist zu einem überregionalen Veranstaltungsort der Neonazis geworden. Kürzlich versammelten sich hier rund 30 Junge Neonazis zu einer Schulung. Das sogenannte „Freie Netz Hessen“, eine Plattform der militanten Neonaziszene im Internet, berichtete über das Treffen. Das zeige, dass mehr gegen die Rekrutierung junger Menschen durch die Neonazis getan werden müsse, meint Balser.

Die Antifa Bi tut das recht erfolgreich. Zu dem Film „Blut muss fließen“ bietet sie Schulworkshops an. Rund 16000 Menschen hat sie damit seit Anfang 2013 bereits erreicht, weit über die Wetterau hinaus. Ende März trat sie auf Einladung der Lehrergewerkschaft GEW mit dem Vortrag „Rechtsrock und Rechtsextremismus im Unterricht“ auf der Messe Didacta in Stuttgart auf.

Mit einem Gebräu aus Partys, Nazikult, Drogen und Gewalt scharte ein Rechtsextremer in Echzell, der sich selbst „Schlitzer“ nannte, eine stattliche Anhängerschar um sich. Die Antifa Bi machte auf sein Treiben aufmerksam. Inzwischen sitzt der „Schlitzer“ im Knast. Seine Bande, die sich „Old Brothers“ nannte, hat sich aufgelöst. „Die Anlaufstelle ist weg“, sagt Balser. Gleichwohl sind einige aus dem Schlitzer-Umfeld noch in der rechten Szene aktiv.

Ein neue Schnittstelle der rechtsextremen Szene hat sich mit der Projektwerkstatt in Karben entwickelt. Es sind laut Balser vor allem Neurechte aus Frankfurt, die sich hier versammeln. In Karben hat sich ein breites Bündnis gegen die Projektwerkstatt etabliert.

Die Alternative für Deutschland (AfD) hat bei der Europawahl auch in der Wetterau kräftig Stimmen gesammelt. Balser spricht von einer „rechten Protestpartei“. Sie sei für Neonazis ingteressant. So werbe ein ehemaliges NPD-Mitglied inzwischen für die AfD. Der NPDler war bekannt geworden, weil er im Bürgerbüro der Stadt Friedberg gearbeitet hatte. Nach Protesten war er versetzt worden.

Für ihre beharrlich Aufklärungsarbeit ist die Antifa-Bi mehrfach geehrt worden. Sie hat 2008 den Ehrenamtspreis der Wetterauer SPD erhalten. 2012 wurde sie vom Verein „Zivilcourage vereint“ ausgezeichnet.

Im Büro der Antifa-Bi gibt es reichlich Informationsmaterial über Neonazis. Eine Bibliothek, die Zeitschrift „Der rechte Rand“ ist ebenso archiviert wie das Antifaschistische Infoblatt und zahlreiche Zeitungsartikel sowie kostenloses Informationsmaterial des Beratungsnetzwerkes Hessen. Workshops für Schulen mit dem Film „Blut muss fließen“ können hier vereinbart werden.

Das neue Büro ist in der Schulstraße 15 in Friedberg. Die Öffnungszeiten stehen noch nicht fest. Sie werden demnächst auf der Homepage der Bildungsinitiative veröffentlicht.
Informationen über den film „Blut muss fließen“ gibt es hier

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