Elvis rockt die Wetterau

Presley in Friedberg und Bad Nauheimelvis

Der „King of Rock’n’Roll“, der „größte Popstar aller Zeiten“, hätte am 8. Januar 2015 seinen 80 Geburtstag gefeiert. Der populärste Sänger der Welt starb am 16. August 1977 im Alter von 42 Jahren an seiner Sucht nach Tabletten und Aufputschmitteln und zerbrochen durch seinen kometenhaften Aufstieg aus ärmsten Verhältnissen. Über 20 Jahre lang hatte er die Welt in Atem gehalten – zwei Jahre lang von der Wetterau aus.

Elvis rockt die Wetterau

Ein großes Elvis-Relief empfängt den Autofahrer, wenn er von Frankfurt aus nach Friedberg hinein fährt. Das Elvis-Denkmal steht auf dem Kreisel in Höhe der Ray Barracks, der einstigen US-Kaserne, in der der US-amerikanische Sänger von 1958 bis 1960 als GI stationiert war. An der Kaiserstraße im Zentrum der Kreisstadt ist ein zentraler Platz nach ihrem berühmtesten Gast benannt. Die Nachbarstadt Bad Nauheim  etwas bescheidener: Ihr Elvis-Presley-Platz ist abgelegener und ihre Elvis-Statue vergleichsweise mickrig – obwohl die Kurstadt aus Presley touristisches Kapital zu schlagen versucht: Presley hatte hier während seiner Militärzeit gewohnt.

Der Rock’n’Roll war schon da

Der Rock’n’Roll war schon da, als der GI Elvis Presley am 1. Oktober 1958 um 8.56 Uhr mit dem Truppentransporter P115 „USS General G.M. Randall“ in Bremerhaven anlegte. Der Song „Rock Around The Clock“ von Bill Haley hatte durch den „Film „Saat der Gewalt“ die neue Musik aus der neuen Welt hierzulande bekannt gemacht. Der wilde Rhythmus brachte die Jugend zum Tanzen, die die drögen Nachkriegsverhältnis satt hatte. Als Elvis kam, standen Songs wie „Der lachende Vagabund“ von Fred Bertelmann, „Spiel noch einmal für mich Habanero“ von Catarina Valente, der „Der Legionär“ von Freddy Quinn oder „Bambina“ von Peter Alexander in den Hitparaden. Elvis hatte Hits wie „Heartbreak Hotel“, „Blue Suede Shoes“, „Hound Dog“, „All Shook Up“ und „Jailhouse Rock“ im Gepäck.

Der „Spiegel“ hatte den US-Rock’n’Roller zwei Jahre vor seiner Ankunft in der Unbenannt-1Bundesrepublik bekannt gemacht. Mit Kussmund prangte Elvis dem Leser vom Titelbild entgegen. Zur gleichen Zeit warf die Plattenfirma Teldec Presley-Platten auf den Markt“. Der Spiegel schreib damals: „In Deutschland rüstete sich in den vergangenen Wochen die Teldec für einen großen Presley-Boom. Unter dem Slogan ‚Er singt, wie Mary Monroe geht‘ brachte die Gesellschaft auf einen Schlag zwölf Platten von Presley auf den Markt, und schon Mitte des vergangenen Monats zeichnete sich, wie Teldec-Verkaufsleiter Schrade erklärte, ‚ein Erfolg von der Größenordnung eines deutschen Bestsellers ab, obwohl einige deutsche Rundfunk-Stationen sich noch immer hartnäckig weigern, Presley-Platten zu spielen‘.“

„Bravo“ interessiert die Karriere

Die 1956 gegründete Jugendzeitschrift „Bravo“ heizte den Kult um den Sänger vor dessen Ankunft kräftig an. Dabei ging es weniger um seine Musik als um seine Karriere. „Anlaß zur Berichterstattung war der phänomenale Aufstieg des Jungen aus ärmsten Verhältnissen. Gemäß dem Album-Titel seiner größten Hits ‚50,000,000 Elvis Fans Can’t Be Wrong‘, stellte ‚Bravo‘ sich auf den Standpunkt: ‚Die Zahlen sprechen für Elvis‘. Die Bewunderung galt dem Umsatz in Dollars, der Platten-Millionär paßte gut in die Ideenwelt des Wirtschaftswunder-Landes. Daß er auch noch bereit war, wie jeder andere Amerikaner aus seiner Generation den Wehrdienst abzuleisten, ließ die Hochachtung in Deutschland nur steigen. So wirkte sich der PR-Schachzug, mit dem Presleys Manager Parker seinen Star für das konservative Amerika akzeptabel machen wollte, in der wiederaufegrüsteten Bundesrepublik gleichermaßen positiv aus“, schreibt Rüdiger Bloemke in dem Buch „Roll over Beethoven – Wie der Rock’n’Roll nach Deutschland kam“.

Die Ankunft Presleys in Deutschland war also gut vorbereitet und entsprechen war der

Das Plattencover zeigt Elvis in Bad Nauheim.

Das Plattencover zeigt Elvis in Bad Nauheim.

Empfang: Fans und Presse erwarteten den Star in Bremerhaven und ließen ihn nicht mehr in Ruhe, bis er am 2. März 1960 abends auf dem Rhein-Main-Air-Base, dem US-Militärbereich des Frankfurter Flughafens, die viermotorige DC 8 mit der Nummer 33239 besteigt und zurück in seiner Heimat fliegt. Presley und das US-Militär nutzten die beiden Jahre kräftig, um sich hierzulande beliebt zu machen. Pressewirksam spendete Presley zum Beispiel gemeinsam mit anderen GIs dem DRK Blut. Deutsche Firmen versuchten vom Ruhm des Stars zu profitieren. Von BMW erhielt Elvis den Sportwagen 507 des ehemaligen Rennfahrers Hans Stuck. Den Schlüssel für den Wagen übergab die frühere Miss Hessen und Kuhlenkampf-Assistentin Uschi Siebert.

Presley wurde von einem Tross bestehend aus seinem Vater Vernon, seiner Großmutter Minnie Mae Presley und seinen beiden Leibwächtern Red West und Lamar Fike begleitet. Sie wohnten zunächst in „Hilperts Park Hotel“ in Bad Nauheim, dann im „Hotel Grunewald“. Der tägliche Fan-Auflauf und das wenig zurückhaltende Verhalten der Presley-Sippe passte aber schlecht ins Hotel-Geschehen. Für den Rest ihres Aufenthaltes mieteten die Presleys am 11. Oktober 1958 das zweiskingbuchtöckige Haus Goethestraße 14. Um den Fan-Ansturm zu bändigen, befestigten die Leibwächter ein Schild am Haus: „Autogrammstunde von 19.30 bis 20 Uhr“.

In dem Buch „Der King in Deutschland 1958-1960“ ist Elvis Aufenthalt in der Wetterau ausführlich beschrieben. Vor allem Zeitzeugen kommen zu Wort. „Ich wohnte in Braunschweig und trampte nach Bad Nauheim, um mein großes Idol zu sehen. Ich wohnte einige Tage in der Jugendherberge und hatte große Probleme, denn ich musste jeden Abend um 22.00 Uhr in der Herberge sein. Zu dieser Zeit war ich aber viel lieber vor dem Haus von Elvis in der Goethestraße 14, wo ich Elvis traf“, erinnert selvisbuchich dort zum Beispiel der Fan Willy Manfred Johnen. Das Buch ist quasi die erweiterte Ausgabe von Heinrich Burks Buch „Elvis in der Wetterau“, mit dem der Bad Nauheimer Autor 1995 begonnen hatte, die Wetterauer Geschichte des Rock’n’Roll-Königs zu schreiben. Diese Buch ist längst vergriffen.

Der Elvis Presley-Verein beschreibt im Internet den Deutschland-Aufenthalt seines Stars: http://www.elvis-presley-verein.de/Elvis-In-Deutschland.php

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