Wer repariert noch Waschmaschinen?

Nissens Woche – die sechsundvierzigste

KlausEinstein lehrte uns, dass Materie und Energie zwei Zustände der selben Sache sind. Alles ist relativ. So hat Amüsantes zum Beispiel fast immer eine ärgerliche Seite. Und umgekehrt.

Was bleibt von so einer Woche hängen? Eher das Negative, Problematische: Die Lesung von Sven Regener, die Musik der Editors beim „Rolling Stone Weedender“ am Weißenhäuser Strand war ja ganz nett – aber die ganze Zeit zwickten mich die verspannten Muskeln am linken Schulterblatt. Dann ist alles Mist.

Wer repariert noch Waschmaschinen?

Ungut auch, dass ich immer noch niemanden gefunden habe, der unseren Bosch WOK 2430-Toplader reparieren kann und will. Die Lager sind verschlissen; beim Schleudern holpert die Trommel so laut über eine Schotterpiste, dass ich heftiges Mitleid für diese seelenlose Maschine empfinde. Der Werkskundendienst will 69 Euro, ehe sich ein Monteur das Ding auch nur anguckt.

„Wegschmeißen!“ empfahl ein freier Hausgeräte-Experte und weigerte sich, die ansonsten tolle Waschmaschine zu retten. Ein Reparatur-Experte aus Friedberg rief nach fünf Kontaktversuchen zurück, machte mir Hoffnung und meldete sich dann nie mehr. Warum gibt es keine Repair-Cafés in dieser Gegend?!?

Ärgerlich finde ich auch den neuen US-Film „Interstellar“, den ich am Mittwoch drei Stunden lang im Karbener Kino guckte. Ich steh nun mal auf Science Fiction. Auf der runtergewirtschafteten, staubigen Erde muss der tolle Pilot Connor Maisbauer spielen, bis er die Reste der NASA entdeckt und mit der letzten Rakete ein Wurmloch am Saturn anfliegt, um in einer anderen Galaxis einen neuen Planeten zu suchen. Dabei vermisst er furchtbar seine Familie, findet sie aber hinter dem Wurmloch durch eine höhere Dimension wieder. Oder so ähnlich. Ich weiß ja, dass die Amis jeden Quatsch so grandios verfilmen können, dass einem die Tränen kommen. Dass sie einem aber weis machen wollen, man könne einfach eine Zweit-Erde finden, wenn die alte kaputt ist, geht mir wirklich auf den Sack.

 

Der Fall Middelhoff erregt international Aufsehen. Mittlerweile spielen sogar die Kinder in Nepal nach, wie die Justiz den einstigen Topmanager coram publico anpinkelt. Und ihm dann die Stelzen wegtritt. Foto: Nissen

Der Fall Middelhoff erregt international Aufsehen. Mittlerweile spielen sogar die Kinder in Nepal nach, wie die Justiz den einstigen Topmanager coram publico anpinkelt. Und ihm dann die Stelzen wegtritt. Foto: Nissen

Besser wäre es, sich mehr über Schönes und Kurioses zu freuen. Zum Beispiel über das erste Knast-Wochenende von Thomas Middelhoff. Ist bestimmt nicht schön für ihn, dieses Ambiente. Jeden Funken von Mitleid unterdrücke ich konsequent. Aufrichtiges Staunen empfinde ich über das Kunststück der ESA, eine Sonde auf einem Kometen zu parken. Auch wenn ich mich darüber ärgere, dass die Information über dieses Meisterstück auf der ESA-Webseite nur spärlich und schlecht transportiert wird. Amüsant finde ich schließlich die beiden Jungmänner, die ich am Freitag am Stadtrand von Großkrotzenburg traf – da, wo einst der Limes aufs Kastell zulief. Sie warfen ein Euro-Stück ins fahle Laub und zeigten mir, wie die Metallsonde in seiner Nähe piepst. „Die zeigt Metall noch in vier Meter Tiefe an!“ behauptete der Sondenführer. Neulich habe man hier eine römische Münze gefunden. „Wir mussten anderthalb Meter tief graben. So eine alte Münze. Ich weiß nicht, was drauf ist und ob die aus Gold oder Kupfer ist. Das wird gerade geprüft.“ Meistens, gesteht sein Kumpel, finde man hier nur alte Getränkedosen.

Und das Fazit der ganzen Geschichte? Alles irgendwie Nonsens und stets vom Scheitern bedroht. Man kann und sollte sich drüber amüsieren. Hauptsache, es zwickt nicht zu sehr an der Schulter.

P.S.: Lieber Peter Gwiasda, Du hast vorige Woche energisch Aufklärung darüber gefordert, was aus dem Nudelgericht geworden ist, das jemand in Ober-Wöllstadt aus dem ersten Stock geworfen hat. Gestern schaute ich nach – es ist verschwunden und der Bürgersteig picobello. Ich vermute, die Dame, die dort immer aus lauter Langeweile die Gasse kehrt, hat es heftig grummelnd weggemacht. Am Ende war alles sauber, und sie hat das Gefühl, zu den Guten zu gehören.

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