Im Land ohne Lächeln

Von weit weg erkennt man besser, wo man lebt

 Nissens Woche – die siebteKlaus

Haben Sie mich vermisst? Ich meine: diese Kolumne? Hoffentlich! Ich war mal weg. Den Winter verkürzen in einem Land, das so warm ist, dass man nachts kein Bettlaken über sich erträgt. Was dazu führt, dass die Moskitos freie Bahn haben und das auch gründlich ausnutzen. Kein Zedan, kein Autan, auch ayurvedische Essenzen schützen einen nicht vor juckenden Stichen. Am schlimmsten sind die Sandflöhe, die wochenlang….

Im Land ohne Lächeln

Will nur sagen, kein Paradies ist perfekt. Vor allem für die meisten Bewohner ist Sri Lanka nur schwer zu ertragen. Die Armut ist groß. Fürs Essen reicht es, aber die Menschen können sich nur rudimentäre Küchen und Badezimmer leisten. Großfamilien leben in viel zu kleinen Wohnungen, und so mancher ist froh, wenn er als Taxifahrer mit seiner Dreitakt-Dreiradrikscha (Tuktuk, die Franzosen sagen Tschuktschuk) tausend Rupien oder acht Euro am Tag verdient.

Junge Damen aus der sechsten Klasse im Main-Kinzig-Building des Naleem Hajidar Ladies College in Beruwela. Sie müssen komische Schuluniformen tragen, sind aber trotzdem ausgesprochen fröhlich. Was man von den meisten deutschen Sri Lanka-Touristen nicht behaupten kann. Außer von den betrunkenen. Foto: Nissen

Junge Damen aus der sechsten Klasse im Main-Kinzig-Building des Naleem Hajidar Ladies College in Beruwela. Sie müssen komische Schuluniformen tragen, sind aber trotzdem ausgesprochen fröhlich. Was man von den meisten deutschen Sri Lanka-Touristen nicht behaupten kann. Außer von den betrunkenen. Foto: Nissen

Trotzdem haben die Sri Lanker uns Deutschen eine Menge voraus. Sie können kommunizieren. Es ist für sie völlig normal, auf der Straße jemanden anzusprechen und ihn nach der Uhrzeit oder dem Weg zu fragen. Oder die Neugier zu befriedigen: Where are You from? How many weeks in Sri Lanka? You like it? Und wenn der Fremde in der stinkenden, heißen, chaotischen Busstation nach dem Anschlussbus Ausschau hält, kommt binnen Sekunden ein magerer Getränkeverkäufer und zieht ihn zur richtigen Rostlaube. Ohne Bakschisch zu verlangen!

Jedes Lächeln ist gratis, und es gibt viel davon. Als ich am Donnerstag wieder im trüben Wöllstadt zum Bäcker ging, kam mir ein anderer Dörfler auf dem schmalen Bürgersteig entgegen und lief an mir vorbei, als sei ich Luft. Noch nicht mal ein Blick. Ich war beleidigt. Und ich schäme mich ein wenig für meine Landsleute. Zweimal fragten mich auf der Sonneninsel meine Pensionswirte, warum so viele Weißnasen irgendwie arrogant und uninteressiert wirkten. Einen nicht mal anschauten. Ich sagte, die seien unsicher. So viel Freundlichkeit verstöre sie. Europäer seien es nicht mehr gewohnt, direkt mit anderen Leuten zu kommunizieren.

Oder liegt es an unserem Winter, der alles einfriert? Wie auch immer. . Ich hoffe noch auf ein paar trübe Tage, damit ich es leichter am Schreibtisch aushalte, um die liegen gebliebene Arbeit zu erledigen. Vorausgesetzt, ich finde die Festplatte mit den wichtigsten Dokumenten wieder. Vor der Reise hatte ich sie versteckt – Einbrecher hätten sie ja klauen können. Leider habe ich vergessen, wo ich sie versteckt habe.

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