Wenn die Autos erst mal weg sind

Wöllstadt wird sich stark verändern

Durch den engen Ortskern von Ober-Wöllstadt quetschen sich täglich rund 16500 Autos, darunter 680 Schwertransporter. Ab 2017 soll hier nur noch einspuriger Verkehr möglich sein. Foto: Nissen

Durch den engen Ortskern von Ober-Wöllstadt quetschen sich täglich rund 16500 Autos, darunter 680 Schwertransporter. Ab 2017 soll hier nur noch einspuriger Verkehr möglich sein. Foto: Nissen

Ende 2016 können die Wöllstädter aufatmen: Ab dann leitet die neue Umgehungsstraße täglich mehr als 30 000 Autos um die beiden Ortsteile herum. Die werden sich stark verändern. Die breiten Ortsdurchfahrten können wieder von den Menschen genutzt werden. Die Planer haben schon einige Ideen. Und 2015 können die Einwohner weitere Anregungen geben.

Wenn die Autos erst mal weg sind

Schon jetzt läuft die Planung für den Rückbau der nicht mehr für den Fernverkehr gebrauchten Bundesstraßen 3 und 45 innerhalb Wöllstadts. Das betrifft die Gießener und die Hanauer Straße in Ober- und die Ilbenstädter Straße in Nieder-Wöllstadt. Um das Jahr 2017 herum wird man sie teilweise sperren und total umgestalten, sagte Bürgermeister Adrian Roskoni. Die bis zu 90 Jahre alten Wasser- und Kanalrohre werden ausgewechselt. Dann baut man verschwenkte Fahrbahnen und pflanzt Bäume und Sträucher auf die heutigen Asphaltpisten. Die Busse an der Ilbenstädter Straße halten dann womöglich nicht mehr in einer Bucht, sondern auf der Fahrbahn, so Roskoni.

Das reicht einem Anwohner der Ilbenstädter Straße nicht aus. „Ich hätte am liebsten einen Schlagbaum, damit keiner mehr durchfährt“, sagte er bei der Bürgerversammlung. Das sei nicht möglich, winkte Roskoni ab. Schließlich müsse jeder Ort von zwei Seiten aus erreichbar sein. Doch der Verkehr werde deutlich nachlassen. Momentan fahren laut einer Verkehrszählung von 2010 täglich rund 14600 Autos auf der Bundesstraße 3 durch Nieder-Wöllstadt. Auf der Ilbenstädter Straße sind noch 14100 Autos am Tag unterwegs.

Von der neuen Umgehungsstraße soll auch die Eisenbahnstraße, in Nieder-Wöllstadt profizieren. Die Busse sollen dort künftig nur noch zum Bahnhof fahren – den Rückweg werde man wohl über andere Straßen auf die ehemalige B3 leiten, sagt der Bürgermeister.  Dann könne es eine neue Bushaltestelle auf dem Gambrinus-Platz geben.

Die Hanauer Straße in Ober-Wöllstadt wird ebenfalls zum lokalen Verkehrsweg herabgestuft. Die Giessener Straße im Norden wird zur Kreisstraße. Wer über die K11 von der Autobahn kommt, kann künftig mit Vorfahrt aus der Homburger links auf die Giessener Straße abbiegen und durch den alten Ortskern Friedberg ansteuern. Aber langsam: Wahrscheinlich wird es laut Roskoni an der Engstelle nur eine Spur geben, so dass der Gegenverkehr warten muss. Einer der jetzt nur zentimeterbreiten Bürgersteige soll wenigstens 1,50 Meter breit werden. Ein älterer Anwohner der Giessener Straße ist trotzdem unzufrieden. „Da werden 40 Millionen für die Umgehungsstraße in den Sand gesetzt – aber im engsten Teil vom Ort bleibt der Verkehr! Wenn hier ein Lkw am Fenster vorbeifährt, wird es bei uns dunkel. Der neue Bürgermeister hat uns da ein dickes Ei ins Nest gelegt!“ beschwerte sich der Mann bei der Bürgerversammlung. Roskoni versprach: Nach dem Rückbau werde man Verkehrszählungen machen. Und danach sei es möglich, große Lastwagen nachts oder vielleicht ganz aus den engen Gassen Ober-Wöllstadts zu verbannen.

In den vom Verkehr entlasteten Ortsteilen werden Flächen frei. 2015 sind die Wöllstädter deshalb eingeladen, über die künftige Gestaltung des Ortes zu diskutieren. In den moderierten Workshops kann man zum Beispiel darüber reden, ob und wo eine Eisdiele angesiedelt werden könnte. Oder Ruhebänke. Oder eine ehemalige Telefonzelle, die als kleine Gratis-Bücherei dient.

Über den Baufortschritt der Umgehungsstraße werden die Gemeinde und die Straßenbauer in einer weiteren Bürgerversammlung informieren. Sie beginnt am 25. Februar um 19 Uhr in der Ober-Wöllstädter Römerhalle.

2 Gedanken zu „Wenn die Autos erst mal weg sind

  1. Welch wunderbare Vision, wie gehts aber in der Gemarkung Karben weiter ? Wahrscheinlich nicht, weil man dort immer noch auf die Zerstörung des Heitzhöfer – Bachtals hofft, und nicht einsieht, dass eine eingehauste, gemeinsame Trasse von Bahn und Straße die zwar teure aber einzig richtige Lösung ist

  2. Wenn ich lese, man solle überhaupt kein Verkehr mehr durchlassen, dann echt nur Kopfschütteln!!!
    Es fährt die S-Bahn in Wöllstadt und bei der bisher schlechten Infrastruktur haben Pendler gar keine andere Wahl als mit dem Auto dort hin zu fahren und was ist mit den Wöllstädtern selbst, wollt ihr künftig euch vor eure Haustür beamen?
    Außerdem wird so eine Einstellung dazu beitragen, dass die Orte sterben werden, weil junge Menschen keine Lust haben in Orten zu versauern die über schlechte und sehr unpünktliche öffentliche Verkehrsmittel verfügen!!!

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